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Alter Blended Scotch Whisky, Teil 3: Mackie’s Ancient Brand – Blend oder Single Malt?

Einer der gefragtesten und meist gesuchten „Blends“ überhaupt: Mackie’s Ancient Brand, von den White Horse Destillers in den Vierzigerjahren des letzten Jahrhunderts abgefüllt. Wahrscheinlich die einzige Gelegenheit, heute noch Anteile der legendären und sagenumwobenen Malt Mill Brennerei von Peter Mackie ins Glas zu bekommen.

Malt Mill, eine historische Islay-Destillerie, damals gelegen auf dem Lagavulin-Grundstück, wurde 1908 als Laphroaig-Kopie ins Leben gerufen, 54 Jahre später stillgelegt und teilweise in die heutige Lagavulin-Destillerie integriert. Peter Mackie war zu seiner Zeit um 1900 bereits eine Whisky-Ikone, zudem Besitzer von Lagavulin und Agent von Laphroaig. Er haderte mit dem Schicksal, dass er immer mehr Marktanteile, vor allem in Amerika, an Laphroaig verlor. Als er dann 1907 auch noch seinen Posten nach heftigen Streitereien und verlorenen Gerichtsprozessen beim Konkurrenten abgeben musste, entschied sich Mackie aus Frust für den Bau einer „zweiten“ Laphroaig-Destillerie. Es sollte die perfekte Kopie des Originals werden, um so identischen Whisky produzieren und Marktanteile zurückgewinnen zu können – und nicht zuletzt, um Laphroaig zu schädigen.

Sein Plan scheiterte kläglich, jedoch blieb die Brennerei bis 1962 weiter in Betrieb. Malt Mill produzierte einen der torfigsten Malts zu dieser Zeit. Hergestellt aus eigenem Malz, welches mit dunklem, alten Torf aus tiefen Erdschichten getrocknet wurde. Direkt befeuerte Stills und eine lange Fermentation trugen ebenfalls maßgeblich zu diesem „old style“ Whisky bei.

Das Destillat wurde offiziell niemals als Single Malt abgefüllt. Aber ob es sich bei diesem Brand allerdings um einen Blend handelt, kann auch nicht zu 100 Prozent bestätigt werden. Eines steht aber fest: Näher kommt man heutzutage nicht mehr an Malt Mill und den einzigartigen Geschmack heran!

Tasting Notes


Mackie’s Ancient Brand ~ 1940’s American market 75cl – 86.8 Proof
93

Farbe: Altes Gold
Nase: Viel torfiger Rauch und trockene Asche – würzig, erdig und rund. Maritim, schwer und salzig-fruchtig. Leicht medizinische und mineralische Noten von Jod, Meersalz, Seetang, trockener Erde, Quarz und weichem Blei kommen zur Geltung. Absolut harmonisch in der Nase. Die Aromen verbinden sich perfekt miteinander. Keine Ecken – keine Kanten!
Geschmack: Ölig weich mit einer plötzlich auftretenden fetten Kräutermischung, dumpfem Sherry, wachsartigen medizinischen Phenolen und einer geballten Ladung Torf. Menthol mit leicht scharfem Rauch legt sich über die bereits geniale Geschmackspalette und feuert sie nochmals an. Wenig bis keine Fruchtaromen, aber dafür alles andere!
Finish: Lang! Öliger Torfsud mit würzigen Kräutern, leicht medizinisch-rauchig und mit perfekt eingebundenen, süßen, maritimen Aromen!
Bemerkung: Was für ein alter Kracher! Man denkt an alles, aber nicht an einen Blend. Leider mit einem Preis von etwa 3000 Euro kein Schnäppchen mehr!
93 Punkte  (Nase: 92 / Geschmack : 95 / Finish : 93 )


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Autor

Jens Priewe
Jens Priewe
Jens Priewe hat viele Jahre als Politik- und Wirtschaftsjournalist gearbeitet, bevor er auf das Thema Wein umsattelte. Er schreibt Kolumnen für den Feinschmecker und für das schweizerische Weinmagazin Merum. Für den Weinkenner, dessen Gesellschafter er ist, hat er seit der Gründung über 200 Artikel beigesteuert. Außerdem ist er Verfasser mehrerer erfolgreicher Weinbücher (u. a. „Wein – die grosse Schule“, „Grundkurs Wein“). Er stammt aus Schleswig-Holstein, lebt aber seit fast 40 Jahren in München.

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