Letzte Woche telefonierte ich mit einem Winzer aus Südfrankreich. Ich wollte ihm alles Gute wünschen für das vor uns liegende Jahr. Am Ende des Telefonats kamen wir auf die Pandemie zu sprechen. Wann er mit dem Impfen dran sei, wollte ich wissen. „Weiß ich nicht“, antwortete er. „Ich lasse mich nicht impfen.“ Nicht impfen? Ein intelligenter, über das Pandemiegeschehen in der Welt gut informierter Franzose, der einen tollen Wein macht und sich nicht schützen will gegen die gefährlichste Virus-Krankheit seit der Spanischen Grippe? „Die Nebenwirkungen des Impfstoffes sind doch völlig unbekannt“, rechtfertigt er sich. Und: „Wir wissen nicht, welche Folgen eine Impfung mit einem genetischen Stoff hat, der ganz kurzfristig entwickelt wurde und nur eine Notfallzulassung besitzt.“
Das Risiko der Infektion ist tausendmal größer als das der Nebenwirkungen
Man braucht kein Virologe sein, um zu wissen, dass die Nebenwirkungen aller bisher zugelassenen Corona-Impfstoffe bekannt und extrem milde sind. Unbekannt sind mögliche Langzeitfolgen. Doch wer nicht nur lesen kann, sondern es auch tut, der weiß, dass sich diese Langzeitfolgen eingrenzen lassen. Die menschliche Erbsubstanz wird durch die mRNA-Impfstoffe nicht angegriffen – obwohl das Gegenteil von Impf-Skeptikern in den sozialen Medien immer wieder behauptet wird. Wer eins und eins zusammenzählen kann, weiß: Das Impfrisiko steht in keinem Verhältnis zum Risiko einer Corona-Erkrankung und deren möglichen Langzeitfolgen.
Das Mittelalter lässt grüßen
„Außerdem trinken wir jeden Tag Wein, uns kann sowieso nichts passieren“, versicherte mir der Winzerfreund gutgläubig. Der Satz machte mich sprachlos. Fast hundert Millionen Corona-Infizierte auf der Welt und niemand weiß, dass die Waffe gegen das Virus schon vor 7000 Jahren erfunden worden ist? Kann das sein? War der ganze Forschungsaufwand für den Impfstoff umsonst? Sollten die Menschen lieber zum Weinhändler gehen als sich um einen Impftermin bemühen? Auch bei Facebook hatte ich Posts ähnlichen Inhalts entdeckt. Es waren übermütige Äußerungen. So zumindest hatte ich sie interpretiert. Eher prollige Weinstammtischparolen von Leuten, die nicht mehr ganz nüchtern waren. Aber vielleicht liege ich diesbezüglich falsch. Vielleicht gibt es wirklich Leute, die meinen, mit Alkohol das Covid 19-Virus bekämpfen zu können. Leute, für die wir auf dieser Website schreiben. Die uns eigentlich lieb und angenehm sind, weil sie eine Leidenschaft für guten Wein haben. Die wir für klug und aufgeklärt halten, weil sie vorsichtig und verantwortungsvoll mit Alkohol umgehen. Sollte ich mich irren? Nein, das glaube ich nicht. Wer heute trotz bester Informationslage behauptet, Viren mit Alkohol bekämpfen zu können, glaubt morgen auch, dass die Erde eine Scheibe ist. Das Mittelalter lässt grüßen.
Alkohol stoppt die Viren nicht
Trotzdem habe ich mal recherchiert, was Ärzte zu der Frage sagen, ob Wein gegen Corona hilft. Die Antworten sind erwartbar eindeutig. Erstens: Wein gelangt über den Mund in den Magen-Darm-Trakt und nicht in die Lunge, jenes Organ, das von den Viren angegriffen wird. Zweitens werden die Viren, die im Rachenraum sitzen und in Berührung mit Alkohol kommen, zwar neutralisiert, aber sofort nachgebildet. Der Effekt bleibt aus. Drittens: Die meisten Covid 19-Viren siedeln im Nasenraum und vermehren sich dort. Wein wird aber nicht durch die Nase getrunken.
Auch grüner Tee und dunkle Schokolade sollen gegen das Virus helfen
Man muss also nicht Medizin studiert haben, um die Behauptung von der Wunderwirkung des Weins als Unfug abzutun. Die wenigen Leute, die unter dem wissenschaftlichem Deckmantel die These vom Wein als Waffe in die Welt setzen, sind dieselben, die auch von grünem Tee und dunkler Schokolade als Medizin gegen Corona phantasieren. Einen akademischen Titel mögen diese Leute tragen. Vor Dummheit schützt er nicht.
Am Ende ist es nur die Angst vor dem Pieks
Um nochmal meinen französischen Winzerfreund zu zitieren: „Ich lasse mich überhaupt nicht impfen“, vertraute er mir an. Auch nicht gegen Grippe? Gegen Tetanus? Gegen Diphtherie? „Auch nicht!“ thriumphierte er durchs Telefon. Die Impfstoffe gegen diese Krankheiten seien aber langzeitgetestet, wende ich ein. „Ich habe Angst vor dem Pieks“, antwortete er, diesmal eher kleinlaut. Achso. Vielleicht stehen deshalb 58 Prozent der Franzosen einer Impfung skeptisch gegenüber und warnen vor den Nebenwirkungen des Impfstoffs. Die Deutschen sind nicht ganz so schmerzempfindlich. Sie haben zwar in 2020 mehr Wein denn je getrunken laut Statistik, aber nicht, um sich gegen Covid 19 zu schützen. Über 70 Prozent wollen sich nach jüngsten Umfragen trotz ihres Weinkonsums impfen lassen.
Für jede Behauptung findet sich dieser Tage die passende Studie 😉
https://journal-du-vin.com/une-nouvelle-etude-confirme-que-le-vin-protege-de-la-covid-19/
Klar hilft Wein gegen Corona! Man muß ihn nur destilieren lassen, dann kann man ihn zur Desinfektion verwenden. (Nur, trinken geht dann nicht mehr – aber wollen wir das wirklich?)
Sehr geehrter Herr Priewe, Sie schreiben oben:“ Fast hundert Millionen Corona-Tote auf der Welt und niemand weiß, dass die Waffe gegen das Virus schon vor 7000 Jahren erfunden worden ist?„
Woher haben Sie diese hohe Zahl.
Man findet aud verschiedenen Websiten nach Ländern sortierte absolute Sterbefallzahlen.
China fehlt in der Regel.
Aber mehr als 2 Millionen Tote weltweit für 2020 kann man nicht addieren!
Mit der Bitte um Aufklärung
Unf freundlichen Grüssen
HG Pflug
Es sind 100 Millionen Infizierte, nicht Tote. Entschuldigung.