Von Winnings Sauvignon 500: keine Angst vor Holz

Bekannt ist das Pfälzer Spitzen-Weingut in erster Linie für Riesling. Wie schmeckt der Sauvignon Blanc 500? Paul Kern hat ihn probiert.

Die 500 steht im Hau­se Von Win­ning für Holz. Neu­es Holz wohl­ge­merkt, denn alle 500er-Weine – der­zeit sind es Char­don­nay, Weiß­bur­gun­der, Ries­ling und Sau­vi­gnon Blanc – rei­fen voll­stän­dig in erst­mals beleg­ten fran­zö­si­schen Eichen­fäs­sern. Wäh­rend jeder Win­zer und jede Win­ze­rin weiß, wie pudel­wohl sich Char­don­nay im neu­en Bar­ri­que fühlt, ist Holz und Sau­vi­gnon Blanc kei­ne unum­strit­te­ne Kom­bi­na­ti­on. Vie­le ver­zich­ten auf Neu­holz im Sau­vi­gnon Blanc aus Angst um die Reb­sorten­ty­pi­zi­tät. Vor allem an der Loire, dem Hei­mat­ha­fen der Reb­sor­te, sind neue Holz­fäs­ser rar. Doch kein Grund für Zwei­fel. Von Win­ning Betriebs­lei­ter Ste­phan Att­mann und das Team um Kel­ler­meis­ter Kurt Rath­ge­ber bewei­sen, dass Holz und Sau­vi­gnon Blanc bes­tens mit­ein­an­der harmonieren.

 

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Vorbild: weißer Bordeaux

Das Vor­bild sei der wei­ße Bor­deaux, heißt es sei­tens des Wein­guts. In Bor­deaux scheut nie­mand das Fass. Natür­lich ist das Holz beim Winning-Wein spür­bar, wie soll­te es beim Aus­bau in 100 Pro­zent neu­en Ton­neaux auch anders sein? Und natür­lich drängt sich das Fass in den Vor­der­grund, anstatt sich mit einer Neben­rol­le zufrie­den zu geben. Aber ist es ver­werf­lich, wenn ein erst­klas­si­ges Fass sein Aro­ma zei­gen will? Man soll­te bei holz­star­ken Weiß­wei­nen die Con­ten­an­ce wah­ren und nicht gleich laut „über­holzt“ rufen, wenn man Vanil­le, Zigar­ren­kis­te oder geräu­cher­ten Speck riecht. Einem jun­gen Mar­gaux wür­de ja auch nie­mand sein Bar­ri­quefass vorhalten.

©Mar­kus Bassler

„Wir können keine Literware ins neue Holz füllen“

Kei­ne Fra­ge: es gibt über­holz­te Wei­ne. Bei denen ist der kri­ti­sche Punkt aber eher der schmal­brüs­ti­ge Inhalt als das Gebin­de. Wich­tig ist, was im Fass lan­det. Und das ist im Fall des Sau­vi­gnon Blanc 500 kraft­voll genug, um nicht erschla­gen zu wer­den. „Wir kön­nen kei­ne Liter­wa­re ins neue Holz fül­len, das funk­tio­niert ein­fach nicht“, sagt Flo­ren­ti­ne Bai­er, Marketing-Leiterin bei Von Win­ning. Die Trau­ben für den Spitzen-Sauvignon Blanc stam­men aus einer Par­zel­le am Wald­rand in der nach Osten expo­nier­ten Lage Para­dies­gar­ten. Hier im Schat­ten des Pfäl­zer­walds ist es küh­ler als in den tie­fe­ren Lagen, was dem Wein eine stram­me Säu­re ver­leiht und vol­les Aus­rei­fen ohne zu hohe Most­ge­wich­te ermöglicht.

Betriebs­lei­ter Ste­phan Att­mann © Mar­kus Bassler

Schmeckt nach Feuerstein, obwohl kein Feuerstein im Boden ist

Wie schmeckt also ein rei­fer Wein in neu­em Holz? Auf­fal­lend ist der hohe Gehalt an Meth­oxy­py­ra­zi­nen, jenen Aro­men­ver­bin­dun­gen, die nied­rig dosiert nach Papri­ka, höher dosiert nach Sta­chel­bee­re und Cas­sis, sehr hoch dosiert nach soge­nann­tem Kat­zen­pipi duf­ten. „Obe­rer Cassis- bis char­man­ter Katzenpipi-Bereich“, steht in mei­ner Ver­kos­tungs­no­tiz. Die bereits ange­spro­che­ne stram­me Säu­re erin­nert an Limet­te und Pas­si­ons­frucht und lässt immer wie­der einen Hauch Tro­pi­sches auf­kom­men, ohne dass es sich hier um einen tropisch-fruchtigen Wein han­delt. Mar­kant ist vor allem die Rau­chig­keit, die ver­mut­lich gleich dop­pel­ten Ursprungs ist. Ein­mal die toas­ti­ge Rau­chig­keit mit Aro­men von But­ter­crois­sant und fri­schem Feu­er­holz, aber auch eine anders­ar­ti­ge küh­le­re Rau­chig­keit, die an Platz­pa­tro­nen und Feu­er­stein erin­nert. Ers­te­re ist wohl auf das Holz zu schie­ben, letz­te­re auf die Trau­be, die wäh­rend der Gärung den Aro­ma­stoff Ben­zylt­hi­ol bil­det, ein Stoff der bei Sau­vi­gnon Blanc schnell ent­steht. Des­we­gen kann der Sau­vin­g­on Blanc aus dem Para­dies­gar­ten auch nach Feu­er­stein schme­cken, obwohl dort kein Feu­er­stein im Boden zu fin­den ist.

Zartbitterschokolade und ungekochter Kaffee 

Im Glas grei­fen die­se bei­den Rauch­aro­men inein­an­der, schme­cken nach Zart­bit­ter­scho­ko­la­de mit 100 Pro­zent Kakao­an­teil und nach hell gerös­te­tem Hipster-Kaffee vor dem Brü­hen. Wem jetzt immer noch ein unter­drück­tes „über­holtzt“ im Kopf schwirrt, kann beru­higt sein: Nur weil das Fass in den Vor­der­grund tritt, heißt das nicht, dass der Wein im Hin­ter­grund blei­ben muss. Viel mehr lie­fert der Sau­vi­gnon Blanc 500 ein per­fek­tes Spiel aus Wein und Fass, aus Vitis Vini­fera und Quer­cus Robur. Man könn­te das Ver­hält­nis der bei­den aus­ge­wo­gen nen­nen, doch das wäre nur eine lee­re Wort­hül­se. Was soll­te das schon hei­ßen? 50:50? 60:40? 30 Pro­zent Holz, 70 Pro­zent Wein? Wie auch immer: einer der bes­ten Sau­vi­gnon Blancs Deutschlands.

2018 Sau­vi­gnon Blanc, Wein­gut Von Win­ning (Dei­des­heim)

Preis: 40 Euro

Bezug: www.von-winning.de

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