Gut Hermannsberg: Am Hof von König Riesling

Führungstrio mit Riesling-Botschafter: Jasper Reidel (li.), Karsten Peter (2.v. re.), Achim Kirchner (re.) und Weinautor Stuart Pigott / © Nils Weiler
Das VDP-Weingut an der Nahe glänzt mit Weinen aus besten Lagen.

Drei­ßig Hekt­ar Reben aus­schließ­lich auf klas­si­fi­zier­ten Gro­ßen Lagen: Das Gut Her­manns­berg nimmt zwei­fel­los eine her­aus­ra­gen­de Stel­lung in der deut­schen, ja euro­päi­schen Wein­land­schaft ein.

König Ries­ling hält hier das Zep­ter fest in der Hand und das bereits seit der Grün­dung im Jahr 1902 als König­lich Preu­ßi­sche Wein­bau­do­mä­ne. Deren Auf­ga­be war es, den deut­schen Wein­bau nach dem gro­ßen Rück­schlag durch die Reb­laus­ka­ta­stro­phe wie­der voranzutreiben.

1998 wur­de die Domä­ne pri­va­ti­siert, im  Jahr 2009 erwar­ben Jens Rei­del und Dr. Chris­ti­ne Din­se das Gut und gaben ihm sei­nen jet­zi­gen Namen: Gut Her­manns­berg, nach der Mono­pol­la­ge Her­manns­berg. Hier wur­de auch vor über 100 Jah­ren das heu­te denk­mal­ge­schütz­te Guts­haus erbaut und die ers­ten Reben gepflanzt, inmit­ten derer das Jugendstil-Anwesen steht, das heu­te als Restau­rant zum Genie­ßen und als Gäs­te­haus zum Über­nach­ten einlädt.

Ein guter Teil der heu­ti­gen Reb­flä­che befin­det sich auf einer ehe­ma­li­gen Kup­fer­mi­ne, die unter enor­mem Auf­wand zum Wein­berg umge­stal­tet wur­de; der Lagen­na­me Kup­fer­gru­be zeugt von die­ser Entstehungsgeschichte.

© Nils Weiler

Nir­gends in Wein-Deutschland gibt es eine grö­ße­re Viel­falt an Boden­for­ma­tio­nen als an der Nahe. 180 Boden­ty­pen wer­den gezählt, vom Urge­stein über Schot­ter zu Vul­kan und Löss. Die Unter­grün­de wech­seln oft schon auf kür­zes­te Distanz, womit sich auch erklärt, dass die 30 Hekt­ar von Gut Her­manns­berg auf sie­ben VDP.Grosse Lagen  mit unter­schied­li­chen Cha­rak­te­ren ver­teilt sind. „Die­ses Poten­zi­al ist eine Ver­pflich­tung“, erklärt Kars­ten Peter, Geschäfts­füh­rer und Kel­ler­meis­ter. „Unser Ziel ist es, ein­zig­ar­ti­ge, mine­ra­li­sche, gehalt­vol­le und prä­zi­se Wei­ne zu machen – wie sie nur hier ent­ste­hen können.“

Seit 2009 ist Peter für die Füh­rung des Betriebs ver­ant­wort­lich. Sei­ne Lauf­bahn hat­te den Win­zer­sohn aus Bad Dürk­heim zuvor ins Bur­gund, nach Aus­tra­li­en sowie Neu­see­land – und schließ­lich zurück nach Deutsch­land  an die Nahe geführt. Durch geziel­te Inves­ti­tio­nen, detail­ge­naue Arbeit mit Fokus­sie­rung auf die Pfle­ge der Wein­ber­ge, die Moder­ni­sie­rung der Kel­ler und eine kom­plet­te Neu­ori­en­tie­rung des Qua­li­täts­kon­zep­tes gelang es dem Gut unter sei­nem Füh­rungs­trio Jas­per Rei­del, Achim Kirch­ner und Kars­ten Peter rasch wie­der an die Erfol­ge ver­gan­ge­ner Jah­re anzu­knüp­fen. Heu­te zählt es zu den ganz gro­ßen Adres­sen für tro­cke­nen deut­schen Riesling.

Kupfer Kelterhalle
© Uwe Schiereck

Die­ser schil­lert in vie­len Facet­ten, natür­lich dank der Lagen­viel­falt, aber auch durch die Qua­li­täts­py­ra­mi­de. Schon der Ein­stieg ist ein ech­te Freu­de: „Just Ries­ling“ ist ein schlan­ker, ele­gan­ter Wein für vie­le Gele­gen­hei­ten. Eine Stu­fe dar­über steht der „7 Ter­ro­irs“. Für die­sen ver­gä­ren Trau­ben aus sie­ben VDP.Grossen Lagen mit den wein­bergs­ei­ge­nen Hefen, was ihm Tie­fe und eine viel­schich­ti­ge Aro­ma­tik verleiht.

Die Orts­wei­ne sind nach den vor­herr­schen­den Boden­for­ma­tio­nen ihrer Her­kunft benannt. So stam­men die Trau­ben für den Ries­ling „Vom Vul­kan“ aus der Lage Schloss­bö­ckel­hei­mer Kup­fer­gru­be. „Vom Schie­fer heißt der Wein vom Her­manns­berg. „Hier­für wer­den Trau­ben aus Par­zel­len gekel­tert,  die noch zu jung für unser Gro­ßes Gewächs sind“, erklärt Kars­ten Peter. „Vom Vul­kan“ prä­sen­tiert sich fruch­tig, mine­ra­lisch und schlank zugleich, fein-fruchtig und balan­ciert der „Vom Schiefer“.

© Nils Weiler

Die Vor­stu­fe zu den Gro­ßen Gewäch­sen ist eine Spe­zia­li­tät von Gut Her­manns­berg. „Stein­ter­ras­sen“ heißt die Selek­ti­on, die von drei Gro­ßen Lagen stammt: Stein­berg (kar­ger Boden vul­ka­ni­schen Ursprungs), Roten­berg (Rot­lie­gen­den, durch­setzt mit Rhyo­lith) sowie der Mono­pol­la­ge Ros­sel (Schot­ter). „Guts­wein“ steht auf dem Rücken­eti­kett, das ist Under­state­ment par excel­lence. Der Most wird über­wie­gend mit wein­bergs­ei­ge­nen Hefen in 600 Liter fas­sen­den Eich­holz­fäs­sern ver­go­ren, der Wein zeigt Kräu­ter­wür­ze, Stein­frucht und flo­ra­le Aro­men, am Gau­men ist er cre­mig und lang. Tief­grün­dig, viel­schich­tig bil­det der Wein den Cha­rak­ter des jewei­li­gen Jahr­gangs ab. Reif und kraft­voll prä­sen­tiert sich der Wein aus dem war­men Jahr 2016, fokus­siert und gerad­li­nig der 2017er, rund und har­mo­nisch aber aro­ma­tisch noch ver­schlos­sen der 2018er. Jeder Jahr­gang hat Reife- und Ent­wick­lungs­po­ten­zi­al für zehn Jah­re und mehr.

Rei­fe­po­ten­zi­al ist auch das Zau­ber­wort für die sechs „Gro­ßen Gewäch­se“: Man soll­te ihnen unbe­dingt meh­re­re Jah­re Zeit geben, damit sich ihre Kom­ple­xi­tät, Cha­rak­ter und Tie­fe ent­fal­ten kön­nen. Roten­berg (schlank, saf­tig, mine­ra­lisch), Stein­berg (fein­fruch­tig, dicht, zupa­ckend) und Fel­sen­berg (fruch­tig, rau­chig, viel Gripp am Gau­men) kom­men, wie all­ge­mein üblich, im Jahr nach der Lese auf den Markt, Bas­tei (kräu­ter­wür­zig, fein­glied­rig, schlank) und Her­manns­berg (Frucht- und Blü­ten­no­ten, sehr balan­ciert) erst nach zwei Jah­ren. Ein Wein, der wirk­lich alles mit­bringt, was eine gro­ßen Wein aus­macht ist die Kup­fer­gru­be: Gro­ße aro­ma­ti­sche Kom­ple­xi­tät und Tie­fe, lang im Nach­hall. Mit der Kup­fer­gru­be war­tet das Gut statt­li­che fünf Jah­re und ver­sieht den Wein dann mit der Zusatz­be­zeich­nung „Reser­ve“.  Mit Die­sen Rhyth­mus will das Gut für die Kup­fer­gru­be auch wei­ter­hin einhalten.

© Nils Weiler

Aktu­ell sind so zwei Gro­ße Gewäch­se bis aus dem Jahr 2015 im Sor­ti­ment, zwei wei­te­re aus 2016. Gro­ße Wei­ne für beson­de­re Gelegenheiten.

Gut Her­manns­berg hat zwei Pro­bier­pa­ke­te für neu­gie­ri­ge Weinkenner-Leser zusammengestellt:

VDP Pyra­mi­de 2019: Vom Guts­wein, über den Orts­wein bis zum Gro­ßen Gewächs mit  je einer  Fla­sche 2019 7 Ter­ro­irs, 2019 Vom Vul­kan und 2019 Stein­berg GG (55,- € statt 60,40 €).

4 Jah­re Stein­ter­ras­sen: Die Ver­ti­ka­le mit je einer Fla­sche Stein­ter­ras­sen Ries­ling aus den Jahr­gän­gen 2016, 2017, 2018 und 2019 (69 € statt 81,60 €).

Mehr Info und Bestel­lung unter www.gut-hermannsberg.de

Die Chronik als Buch

Inha­be­rin Dr. Chris­ti­ne Din­se erzählt in ihrer Chro­nik von Her­manns­berg Wein-, Kultur- und Zeit­ge­schich­te. Ori­gi­nal­ak­ten, Ver­kos­tungs­no­ti­zen, his­to­ri­sche Kar­ten, Fotos, Doku­men­te sowie groß­for­ma­ti­ge Land­schafts­auf­nah­men illus­trie­ren den Weg vom „fis­ka­li­schen Mus­ter­wein­berg“ der Jahr­hun­dert­wen­de bis zum Neu­an­fang als Gut Hermannsberg.

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