Wein & Genuss in Südtirol: Ein neues Buch voller Emotion und Information

Otto Geisel Buch: „Wein & Genuss in Südtirol“
In seinem neuen Buch mit dem Fotografen Joachim Schmeisser nimmt Otto Geisel den Leser mit in seine zweite Heimat am Fuß der Alpen.

Otto Gei­sel ist in Sachen Wein zwei­fel­los eine Instanz: Sterne-Restaurant, eige­ner Wein­berg, ers­ter gericht­lich bestell­ter Sach­ver­stän­di­ger für Wein in Deutsch­land, Grün­dungs­mit­glied Slow Food Deutsch­land – das sind nur ein paar Stich­wor­te aus sei­ner Vita. Dabei ist er immer genug Bauch­mensch geblie­ben, um nicht sei­ne enor­mes Wis­sen vor den Genuss zu stel­len. Die Aka­de­mi­sie­rung des The­mas Wein ist ihm gera­de­zu ein Gräuel.

Der Blick auf die Boze­ner Land­schaft, © ZS Verlag

Das beweist er mit sei­nem soeben erschie­nen Buch „Wein & Genuss in Süd­ti­rol“ (ZS Ver­lag, 214 Sei­ten 29,99 €) auf beein­dru­cken­de Wei­se. Die klei­ne Regi­on am Fuß der Alpen ist über Jahr­zehn­te zu sei­ner zwei­ten Hei­mat gewor­den. Er hat die Qua­li­täts­re­vo­lu­ti­on, die Ende der 1980er Jah­re ein­setz­te haut­nah mit­er­lebt und immer wie­der auch aktiv beglei­tet, eben­so die par­al­lel ver­lau­fe­ne Ent­wick­lung und Neu­po­si­tio­nie­rung von Süd­ti­rol als Genussregion.

Otto Geisel
Otto Gei­sel, © ZS Verlag

„Süd­ti­rol hat gera­de in den letz­ten Jah­ren eine enor­me Wei­ter­ent­wick­lung in Sachen Genuss­kul­tur gemacht“, erklärt der Autor. Das bedeu­te „alpi­ne Eigen­stän­dig­keit selbst­be­wusst gepaart mit inno­va­ti­ven Kon­zep­ten im Wein­berg wie im Gasthaus.

Gei­sel erkun­det die bes­ten Wein­gü­ter und Restau­rants – von Bri­xen bis Bozen, vom Vinsch­gau bis Salurn an der Gren­ze zum Tren­tin. Dar­un­ter Manin­cor, Baron Lon­go, Kel­le­rei Tra­min, Kel­le­rei Ter­lan und eini­ge wei­te­re Namen, die Weinkenner.de-Lesern bereits begeg­net sind. Gei­sel por­trä­tiert die Mache­rin­nen und Macher hin­ter den Wei­nen höchst gefühl­voll und macht damit Appe­tit auf deren Wei­ne – und mehr.

Otto Gei­sel zu Gast bei Anna & Luis Mat­scher im Löwen in Tin­sens, @ ZS Verlag

Die 40 Kapi­tel sind unter­teilt in das jewei­li­ge Por­trait und die Rubri­ken „Glas“ und „Tel­ler“, in denen näher auf die Wein ein­ge­gan­gen wird und sei­ne kuli­na­ri­sche Ver­mäh­lung. So trifft der Leser auch auf Per­sön­lich­kei­ten wie den Affi­neur Han­si Baum­gart­ner, die Koch­le­gen­de Her­bert Hint­ner oder auch Schmuck­stü­cke wie den Gast­hof Kro­ne in Aldein.

Joa­chim Schmeis­ser © ZS Verlag

Wein & Genuss in Süd­ti­rol ist, bei aller Fül­le von Infor­ma­tio­nen bei­lei­be kein rei­nes Lese­buch, son­dern auch ein höchst indi­vi­du­el­ler Bild­band. Foto­graf Joa­chim Schmeis­ser wird durch ein­fühl­sa­me schwarzweiß-Portraits der Prot­ago­nis­ten und emo­ti­ons­ge­la­de­ne Auf­nah­men von Land­schaf­ten und Archi­tek­tur gleich­sam zum Co-Autoren einer eben­so lie­be­vol­len wie akri­bi­schen Bestands­auf­nah­men einer Genuss­re­gi­on mit gro­ßer Ver­gan­gen­heit, lebens­wer­ter Gegen­wart und viel­ver­spre­chen­der Zukunft.

Bezug: www.zsverlag.de

Interview mit Otto Geisel

Kuli­na­ri­sche Füh­rer zu Süd­ti­rol gibt es schon eini­ge. War­um haben Sie sich gera­de Süd­ti­rol als Desti­na­ti­on ausgesucht?

Süd­ti­rol hat gera­de in den letz­ten Jah­ren eine enor­me Wei­ter­ent­wick­lung in Sachen Genuss­kul­tur gemacht. Alpi­ne Eigen­stän­dig­keit selbst­be­wusst gepaart mit inno­va­ti­ven Kon­zep­ten im Wein­berg wie im Gast­haus. Und wenn man ein wenig wei­ter zurück­blickt dann hat sich Süd­ti­rol in den letz­ten 100 Jah­ren vom süd­lichs­ten Rotwein-Gebiet Öster­reichs zur nörd­lichs­ten und her­aus­ra­gends­ten Weißwein-Region Ita­li­ens entwickelt.

Was unter­schei­det Ihr Buch von ande­ren Südtirol-Führern?

Das ord­nen­de Ele­ment in die­sem Buch sind die gro­ßen Per­sön­lich­kei­ten hin­ter den bes­ten Süd­ti­ro­ler Wei­nen, wel­che mit ihrem Qua­li­täts­stre­ben den größ­ten Ein­fluss auf die inzwi­schen sehr eigen­stän­di­ge wie viel­fäl­ti­ge Süd­ti­ro­ler Genuss­kul­tur haben. Des­halb ver­ra­ten auch genau die­se Ken­ner der Süd­ti­ro­ler Gas­tro­no­mie in die­sem Buch ihre Lieblingsplätze.

 Kann man die gas­tro­no­mi­sche Paa­rung von Wei­nen als Ein­la­dung ver­ste­hen, die Wei­ne vor allem vor Ort zu genießen?

Das Buch ver­mit­telt tie­fe Ein­bli­cke in die Süd­ti­ro­ler Genuss­wel­ten und soll auch zu mehr Natür­lich­keit und Pro­dukt­be­wusst­sein am hei­mi­schen Herd inspi­rie­ren, aber vor allem zu genuss­rei­chen Besu­chen bei den hier vor­ge­stell­ten Prot­ago­nis­ten, denn selbst bei den berühm­tes­ten Wein­gü­tern wird man in Süd­ti­rol nie -wie das in ande­ren Wein­an­bau­re­gio­nen lei­der inzwi­schen der Fall ist –vor ver­schlos­se­nen Türen stehen.

Manin­cor Lagen im kli­ma­ti­schen Wech­sel­bad © ZS Verlag

Was macht die Aus­wahl an Win­zern und ihren kuli­na­ri­schen Part­ner aus? Was waren die Auswahlkriterien?

Süd­ti­rol hat eine enor­me Viel­falt an Reb­sor­ten und kuli­na­ri­schen Tra­di­tio­nen wie Inno­va­tio­nen. Die­se Band­brei­te auf­zu­zei­gen, natür­lich immer mit hohem Anspruch auf bes­te Qua­li­tät und ehr­li­che Ori­gi­na­li­tät ist die Leit­li­nie bei die­ser Aus­wahl. Genuss, ins­be­son­de­re beim Wein, ist nicht auf die rei­ne Sen­so­rik beschränkt, denn Geschmack ist weder mit dem Meter­maß mess­bar, noch mit der Stopp­uhr fest­zu­hal­ten und auch nicht mit der Brief­waa­ge zu wie­gen. Kurz, für Geschmack gibt es kei­ne Mathematik!

Mehr noch als die Wein­gü­ter ste­hen ihre Win­ze­rin­nen und Win­zer im Vor­der­grund. War­um haben Sie sich für die­sen Schwer­punkt entschieden?

Wein­ge­nuss hat aber auch immer mit den Men­schen zu tun, die wie gute Gärt­ner die Reb­pflan­zen über das gan­ze Jahr hegen und pfle­gen, dann einen prä­zi­sen Lese­punkt fest­le­gen um das Opti­mum zu ern­ten, was die Natur in Form von Wein­trau­ben an Aus­druck zu bie­ten hat. In den Wein­kel­lern geht die Pfle­ge wei­ter, denn nur durch viel Sorg­falt kön­nen authen­ti­sche Wein-Persönlichkeiten her­an­wach­sen, die best­mög­lich Ihre Her­kunft und die Hand­schrift des Win­zers reflek­tie­ren sol­len. Wein ist Kom­mu­ni­ka­ti­on und geteil­te Freu­de, Wein­ge­nuss für sich allei­ne im stil­len Käm­mer­lein ist für mich nicht vorstellbar.

Ihr Buch zeich­net sich auch durch ein­drucks­vol­le Land­schaf­ten und sehr per­sön­li­chen Por­traits der Win­zer und Win­ze­rin­nen aus. Gibt es hier eine Verbindung?

Um das facet­ten­rei­che Gesamt­erleb­nis der Südtiroler-Genusskultur zu ver­mit­teln ist die­ses Buch ent­stan­den, mit sehr per­sön­li­chen Schwarz-Weiß-Porträts von mei­nem Freund Joa­chim Schmeis­ser sowie mit Land­schafts­bil­dern, die dies­mal nicht mit immer­wäh­ren­dem Son­nen­schein und wol­ken­los blau­em Him­mel eine idea­le Urlaubs­welt zeich­nen, son­dern mit zurück­ge­nom­me­ner Farb­lich­keitdie gan­ze Dra­ma­tik, selbst­ver­ständ­lich auch bei „schlech­tem“ Wet­ter, die­ser ein­zig­ar­ti­gen Alpen­re­gi­on zwi­schen dem Bren­ner und der Salur­ner Klau­se zeigen.

Alo­is & Cle­mens Lage­der © ZS Verlag

Was macht Süd­ti­rol als Land­schaft aus, so wie Sie die­se in Ihren Auf­nah­men genannt haben?

Die Lan­des­haupt­stadt Bozen ist der zen­tra­le Aus­gangs­punkt unse­rer Genuss-Touren zu den bes­ten Winzer-und Gastronomie-Adressen. Gleich­zei­tig hat Bozen im Som­mer die höchs­ten Durchschnitts-Temperaturen von ganz Ita­li­en, ist also hei­ßer als Paler­mo. Im Win­ter dage­gen ist Bozen die kühls­te Groß­stadt Ita­li­ens, die­se Extre­me woll­ten wir auch über die Land­schafts­bil­der sicht­bar machen.

Wenn Sie nur einen Wein und ein Gericht über die Alpen mit nach Hau­se neh­men dürf­ten, was packen Sie ein?

Ein fein­wür­zi­ger Tra­mi­ner aus Tra­min vom Traminer-Magier Wil­li Stürz zusam­men mit einem von Han­si Baum­gart­ner affi­nier­ten Grau­kä­se­und einem Völ­ser Schüt­tel­brot hät­te ich mit Sicher­heit im Gepäck.

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