Roman Niedwodniczanski: 2011 – ein sa(ar)genhafter Jahrgang

Roman Niewodniczan bei der Weinlese
Roman Niedwodniczanski, Besitzer des Weinguts Van Volxem an der Saar, hat in den letzten Jahren praktisch jeden Jahrgang bejubelt, kaum dass die Trauben im Keller waren. Nachsehen konnte man ihm die Jubelroutine nur, weil er immer Recht behalten hat. Diesmal schickte er seinen Jubelreport schon an weinkenner.de, bevor die letzte Traube gelesen war. Darin stellt er 2011 auf eine Stufe mit 1971 und 1959.

„Die kli­ma­ti­schen Bedin­gun­gen an der gewohnt küh­le­ren Saar waren in 2011 so gut wie sel­ten zuvor: Auf ein som­mer­lich hei­ßes Früh­jahr mit per­fek­ter Blü­te folg­te ein für unse­re kar­gen Schie­fers­teil­la­gen herr­lich regen­rei­cher Som­mer, gefolgt von einem nicht enden wol­len­den Gol­de­nen Herbst mit son­nen­rei­chen Tagen und küh­len Nächten.

Das gänz­li­che Aus­blei­ben von Regen-, Sturm- oder Hagel­er­eig­nis­sen erlaubt es uns nun schon seit Wochen, ohne die sonst herbst­ty­pi­sche Hek­tik Steil­hang für Steil­hang bis zu drei Mal von Hand selek­tiv vor­zu­le­sen. Dies ermög­licht unse­ren 45 Ern­te­hel­fern, sämt­li­che Trau­ben im Zustand der phy­sio­lo­gi­schen Voll­rei­fe zu ern­ten. Schon die Früch­te für die Guts­wei­ne Schie­fer Ries­ling und Saar Ries­ling begeis­tern dank mode­ra­ter Erträ­ge (Guts­schnitt ca. 54 Hektoliter/Hektar) mit der expres­si­ven Aro­ma­tik von rei­fen Pfir­si­chen, Apri­ko­sen, Mara­cu­jas und Papayas.

Dank der küh­len Näch­te der letz­ten Wochen blieb auch die weit­ge­hend aus hoch­wer­ti­ger Wein­säu­re bestehen­de Säu­re­struk­tur der Trau­ben erhal­ten, was für den spä­te­ren Trink­spaß der Wei­ne von außer­or­dent­lich gro­ßer Bedeu­tung ist. Auch die für die Struk­tur der spä­te­ren Wei­ne ele­men­ta­ren Extrakt­wer­te sind erfreu­lich hoch, was den üppi­gen Regen­fäl­len der Som­mer­mo­na­te zu ver­dan­ken ist.

Die (wie immer aus­schließ­lich von Hand erfol­gen­de) selek­ti­ve Vor­le­se unse­rer Wein­ber­ge ist inzwi­schen abge­schlos­sen. Die Haupt­le­se der Spit­zen­la­gen hat begon­nen. Dank der Frös­te der letz­ten Woche haben die Trau­ben noch­mals an Aro­ma zuge­legt und sind so köst­lich, dass sie zu per­ma­nen­tem Naschen verführen.

Am 24. Okto­ber ern­te­ten wir bei küh­len Tem­pe­ra­tu­ren und schöns­tem Son­nen­schein unser Gro­ßes Gewächs Scharz­hof­berg. Die gold­gel­ben, auch hier zu 98 Pro­zent gesun­den Ries­ling­trau­ben sind von einem Aro­men­reich­tum, wie wir ihn bis­her noch nicht erlebt hat­ten. Glück­li­cher­wei­se liegt auch im Scharz­hof­berg das Most­ge­wicht bei “nur“ knapp 100 Grad, per­fekt für hoch­aro­ma­ti­sche Wei­ne mit mode­ra­tem Alkoholgehalt.

Das kon­ti­nu­ier­lich tro­cke­ne Wet­ter der letz­ten Wochen hat die weni­gen Botry­ti­strau­ben die­ses Herbs­tes bil­der­buch­haft zu hoch­aro­ma­ti­schen Rosi­nen ein­trock­nen las­sen. Die Fol­ge sind Bee­ren­aus­le­sen und Tro­cken­bee­ren­aus­le­sen in einer gera­de­zu sen­sa­tio­nel­len Qualität.

Auch Egon Mül­ler, der die in der 200jährigen Geschich­te des Scharz­hofs bis­her höchs­ten Most­ge­wich­te ver­mel­det, spricht von einem “sagen­haf­ten Jahr­gang”. Auf­grund der gran­dio­sen Qua­li­tä­ten sehen wir den Jahr­gang 2011 auf Van Vol­xem auf einem Niveau mit den legen­dä­ren Saar-Jahrgängen 1911, 1921, 1945, 1959 und 1971.“

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