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2023 Vinho Verde „Muros Antigos – Loureiro” von Anselmo Mendes

„Zu diesem Preis ist der Wein ein Schnäppchen“, hat Mark Squires, Robert Parkers Verkoster für Portugal, über den Loureiro „Muros Antigos“ von Anselmo Mendez geschrieben. Dem ist nicht zu widersprechen. Trotzdem sollte man ein paar Worte mehr über den Wein verlieren. Erstens: Er stammt aus dem nordportugiesischen Anbaugebiet Vinho Verde: ein kühles, von atlantischen Einflüssen geprägtes Anbaugebiet, dessen Weine immer eine markante Säure aufweisen. Die Weinindustrie, die in der Region dominiert, belässt den Weinen deshalb immer eine mehr oder minder hohe Restsüße – meist eine hohe. Nicht so Mendes. Seine Weine sind nicht nur trocken, sondern durchgegoren.

Gute Säure und reife Trauben

Zweitens: Trotzdem ist die Säure bei diesem Wein nicht spitz und nicht roh. Sie ist gut integriert. Das hat damit zu tun, dass die Trauben reif waren, der Wein also vom Jahrgang her gute Extraktwerte mitbringt, die die Säure abpuffern. Der Alkoholgehalt liegt bei 12,7 Vol.%. Im Vorjahr lag er bei 12,2 Vol.% – auch das ein Indiz für höhere Reife.

Mit salzig-pikanter Note

Drittens ist die Loureiro-Traube im Unterschied zur Alvarinho, die ebenfalls für den Vinho Verde benutzt wird, leicht aromatisch. Neben den Citrusnoten, die jeder Vinho Verde aufweist, kommen hier reifer Apfel und Salzzitrone hinzu, was dem Wein eine gewisse Pikanz gibt. In Portugal trinkt man ihn deshalb gern zu Bacalåo, Dosensardinen und Austern. Wer das nicht mag, kann ihn sich ebenso gut zu Spaghetti alle Vongole einschenken. Die Aromatik passt.

Auch der Hefetouch fehlt nicht

Viertens wächst der Wein auf Granitsand am linken Ufer des Limaflusses. Granit erhöht die Komplexität eines Weins, was man dem Muros Antigos anmerkt. Er ist alles andere als eindimensionaler Wein. Das viermonatige Lager auf der Feinhefe tut sein Übriges. Es gibt dem Wein Frische und einen zarten Hefetouch.

Besser jetzt trinken als lange lagern

Es ließe sich noch Fünftens, Sechstens und Siebentens hinzufügen. Wir brechen hier aber ab und fassen zusammen, um nicht zu technisch zu werden: ein knackiger, frischer Wein mit eigener Aromatik, aus den Händen eines der besten portugiesischen Weißweinwinzer, der auf Präzision und Authentizität großen Wert legt. Der Wein kann gut und gerne noch zwei, drei Jahre lagern. Aber wer die atlantische Frische liebt, die dieser Wein verströmt, sollte ihn bald aufmachen.

Preis: 8,95 Euro

Bezug: www.pinard-de-picard.de

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Autor

Jens Priewe
Jens Priewe
Jens Priewe hat viele Jahre als Politik- und Wirtschaftsjournalist gearbeitet, bevor er auf das Thema Wein umsattelte. Er schreibt Kolumnen für den Feinschmecker und für das schweizerische Weinmagazin Merum. Für den Weinkenner, dessen Gesellschafter er ist, hat er seit der Gründung über 200 Artikel beigesteuert. Außerdem ist er Verfasser mehrerer erfolgreicher Weinbücher (u. a. „Wein – die grosse Schule“, „Grundkurs Wein“). Er stammt aus Schleswig-Holstein, lebt aber seit fast 40 Jahren in München.

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