Es gibt zahllose Weine, die unter 10 Euro kosten – aber nur wenige, die mehr wert sind. Dieser Graue Burgunder aus dem Markgräflerland gehört zu den wenigen.
In der Betriebshierarchie ist dieser Graue Burgunder kein Spitzenwein. Das Weingut ordnet ihn in die Kategorie der Basisweine ein. Man könnte auch Gutsweine sagen. Gutsweine sind überwiegend von ihren Primäraromen geprägt. Dieser Graue Burgunder bietet jedoch mehr als Primäraromatik. Er ist stoffig, aber nicht behäbig. Er ist komplett durchgegoren, besitzt aber einen zarten, an Birne erinnernden Fruchtschmelz. Saftig ist er auch – aber eben nicht nur. In Nase und am Gaumen erkennt man schnell, dass er reduktive Noten aufweist, was typisch für spontan vergorene Weine ist (erst recht, wenn die Flasche mit einem Schraubverschluss ausgestattet ist). Dadurch und durch den verlängerten Ausbau auf der Hefe erhält der Wein eine Geschmacksdimension, die über einen normalen Grauburgunder deutlich hinaus geht.
Für die Strausswirtschaft fast zu schade
Davon abgesehen, ist er mit seiner milden Säure und der dezenten Aromatik ein typischer Grauburgunder: unkompliziert zu trinken, unaufgeregt und gleichzeitig gehaltvoll. Für die Strausswirtschaft, die die Familie Schneider-Pfefferle in Heitersheim im Markgräflerland betreibt (mit Blick auf den Belchen, den vierthöchsten Berg im Schwarzwald), ist er fast zu fein. Als gehobener Alltagswein eignet er sich dafür umso besser. Er zeigt, dass Menschen mit begrenztem Weinbudget keineswegs auf den Discounter angewiesen sind, um zu genießen.
Weingut mit kontinuierlicher Aufwärtsdynamik
Das Weingut, das erst seit 2001 existiert, bewirtschaftet 8 Hektar Reben. Die Produktion ist also limitiert. Die Kundschaft kommt ganz überwiegend aus dem lokal-/regionalen Bereich. Die „Straussi“, wie die Schneider-Pfefferle ihre Strausswirtschaft nennen, ist ein wichtiges Absatzinstrument für ihre Weine. Doch einiges, was ihrem Keller entstammt, geht deutlich über „Straussi“-Niveau hinaus. Das gilt allem für die Steiwii-Weine, die nach der Spontangärung fast ein Jahr lang im Betonei auf der Grobhefe liegen, bevor sie gefüllt werden: ein Chasselas, ein Weißer Burgunder und ein weiterer Grauer Burgunder. Bei allen diesen Weinen spürt man die sichere Hand von Katharina Pfefferle, die nach der Winzerlehre in Geisenheim studiert hat. Die Bewertungen der einschlägigen Weinguides zeigen denn auch, dass sich Betrieb in einer kontinuierlichen Aufwärtsdynamik befindet. Auch nicht unwichtig: Das Weingut ist komplett Ecovin-zertifiziert.