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2022er Markgräflerland Spätburgunder von Martin Wassmer: von der Sonne verschont

Während sich die Experten mit Lobeshymnen über Martin Wassmers Grand Cru-Burgunder überschlagen, möchten wir eine Lanze für seinen Spätburgunder Gutswein brechen

Gutswein ist die unterste Kategorie in der Betriebshierarchie eines Weinguts. Dort findet man die einfachen Weine, die nach Rebsorte schmecken, nicht nach Terroir. Mal kommen sie von Reben, die noch nicht alt genug sind, um große Weine zu ergeben, mal von B- oder C-Lagen. Normalerweise sollten Weingüter, deren Spitzenweine gefeiert werden, auch bei den Gutweinen respektable Qualitäten abliefern. Leider ist das nicht immer der Fall. Für viele Spitzenweingüter stellen die Gutsweine die Resterampe dar. Negative Selektion sozusagen. Alle besseren Trauben gehen in die gehobenen Qualitäten. Zurück bleibt der Ausschuss.

So gut wie die gehobenen Qualitäten anderer Winzer

Nicht so bei Martin Wassmer. Sein Markgräfler Spätburgunder – so heißt der rote Gutswein – ist von stupender Qualität, so gut wie die gehobenen Qualitäten anderer Winzer: kirschrot in der Farbe mit bläulichen Reflexen, Zwetschgenröster im Bouquet, am Gaumen saftig mit sauberer, kühler Frucht und feinem Tanninrückgrat. Solche gehaltvollen und doch eleganten Spätburgunder findet man im Einstiegsbereich sehr, sehr selten, zum Preis von un ter zehn Euro schon gar nicht. Möglich ist das, weil Martin Wassmer viel Land besitzt – etwa 200 Hektar. Auf dem größten Teil baut er in der Rheinebene südlich von Freiburg Spargel und Erdbeeren an. Für die Reben bleiben aber immer noch 40 Hektar übrig, die zu 60 Prozent mit Spätburgunder bestockt sind. Da bleibt viel Raum, um genau auszuwählen, was sich für den Gutswein eignet.

Wassmers Weinberge sind Biotope

Seine sechs Grand Cru-Weine vom Spätburgunder, die an der Spitze der Qualitätspyramide stehen, sind üppig, reich, manchmal fast von barocker Fülle – typisch für das warme Markgräflerland. Sie zählen zu den allerbesten Deutschlands und werden jedes Jahr von den Kritikern hoch bewertet. Meist kommen sie von nicht-flurbereinigten Lagen zwischen dem Schwarzwald und der Rheinebene. Viele sind steil und terrassiert und stellen Biotope dar mit seltenen Pflanzen, Trockenmauern, Steintreppen und totholzreichen Wäldern oberhalb der Rebkörper.

Stark an französischen Burgundern orientiert

Die Gutsweine stammen von tieferen Lagen und von jüngeren Rebstöcken. Aber auch bei ihnen lässt Wassmer, der sich stark an französischen Burgundern orientiert, große Sorgfalt walten. Gute Qualitäten bringt die Spätburgundertraube nur, wenn sie nicht zu viel Sonne bekommt. Nur in kühleren Lagen entwickelt sie jene Eleganz, die Kenner an den Weinen aus ihr lieben. 2022 war ein warmes Jahr, da galt es aufzupassen, dass die Trauben keine Überreife entwickeln. Wassmer ist das gelungen, wie dieser Spätburgunder Gutswein zeigt. Die Erträge für ihn liegen durchschnittlich bei niedrigen 55 Hektoliter pro Hektar. Die Maische vergärt er spontan, der Wein reift teilweise im Edelstahltanks, teilweise in gebrauchten Barriques. Wichtiger aber sind für Wassmer die persönliche Hingabe und Leidenschaft, mit denen er zu Werke geht. „…und die Demut gegenüber der Natur“, fügt er hinzu.

2022 Märkgräflerland Spätburgunder

Preis: 9,90 Euro

Bezug: www.weingut-wassmer.de

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Autor

Jens Priewe
Jens Priewe
Jens Priewe hat viele Jahre als Politik- und Wirtschaftsjournalist gearbeitet, bevor er auf das Thema Wein umsattelte. Er schreibt Kolumnen für den Feinschmecker und für das schweizerische Weinmagazin Merum. Für den Weinkenner, dessen Gesellschafter er ist, hat er seit der Gründung über 200 Artikel beigesteuert. Außerdem ist er Verfasser mehrerer erfolgreicher Weinbücher (u. a. „Wein – die grosse Schule“, „Grundkurs Wein“). Er stammt aus Schleswig-Holstein, lebt aber seit fast 40 Jahren in München.

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