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2022 Liatiko von Lyrarakis: der Rote, der auch zu Fisch passt

Griechische Rotweine sind oft üppig und schwer. Ganz anders dieser Liatiko aus Kreta. Ihn kann man wie einen Weißwein auch gekühlt trinken.

Zwischen dem, was Weinexperten oder Sommeliers empfehlen und dem, was Laien gerne trinken, gibt es große Unterschiede. Die Experten schwärmen, wenn es um Rotwein geht, für schwere, dunkle, tannreiche Weine. Sie kriegen von ihnen die höchsten Noten. Die Weintrinker mögen es dagegen eher easy und lecker. In diesem Fall schlagen wir uns auf ihre Seite. Der Liatiko, den wir hier empfehlen, ist ein easy drinking-Wein: hell in der Farbe, beerig im Bouquet, auf der Zunge weich und sanft und, ja, lecker. Ein leichter Wein ist er dennoch nicht. Mit 13,5 Vol.% macht er durchaus Druck am Gaumen. Aber wer beim Rotwein auf Vollmundigkeit Wert legt und die mediterrane Würze liebt, der liegt mit diesem Wein goldrichtig.

Die Heimat ist Kreta

Ein mediterraner Wein ist er, dieser Liatiko. Er kommt von der Insel Kreta. Dort ist die Liatiko die häufigste rote Rebsorte. Die Trauben für diesen Liatiko wachsen in Weinbergen zwischen 580 und 850 Metern Höhe, wo die Temperaturen nachts fallen. Zucker und Säure, die tagsüber gebildet wurden, werden so konserviert. Das schmeckt man. Trotz seines erhöhten Alkoholgehalts brilliert er mit frischer Frucht und lebendiger S

Liatiko ist eine autochton-kretische Sorte

Natürlich sollten die Erwartungen diesem Roten gegenüber nicht durch die Decke gehen. Er ist ein delikater Alltagswein, mehr nicht, aber einer mit eigenständigem Charakter. Man hat die Liatiko-Traube mit der italienischen Aglianico in Verbindung gebracht. Doch das stimmt nicht. Auch mit der roten Aleatico von der Insel Elba hat die Sorte nichts gemein außer der Namensähnlichkeit. Sie ist eine authochton-kretische Sorte, die, von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen, auch nur in Kreta angebaut wird.

Ein Rotwein zu Pizza, Pasta – und zu Fisch

Das Weingut Lyrarakis in Heraklion ist ein Familienbetrieb. Es arbeitet bei diesem Wein mit Hektarerträgen, die unter 70 Hektolitern pro Hektar liegen. Das ist niedrig für einen Wein dieser Preisklasse. Er wurde in Edelstahltanks vergoren, zur Hälfte mit eigenen Hefen. Eine Schönung hat es nicht gegeben, nur ein leichtes Filtern vor der Abfüllung. Die Familie gibt ihm eine Lebenserwartung von drei bis fünf Jahren. Wir empfehlen, den Wein jung zu trinken und vor allem gekühlt, fast wie ein Weißwein. Dann kann er auch zu Fischgerichten serviert werden, etwa zu Oktopus und Schwertfisch vom Grill. Das funktioniert, weil er relativ tanninarm ist. Klassisch wird er zu Pizza, Pasta und auf Kreta selbst zu Moussaka getrunken (ein Auflauf aus Kartoffeln, Hackfleisch, Tomaten, Auberginen mit Käse gratiniert). Übrigens: Die englische Weinkritikerin Jancis Robinson hat ihm 16,5/20 gegeben. Bemerkenswert.

Preis: 9,95 Euro

Bezug: www.schluckspecht.de





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Autor

Jens Priewe
Jens Priewe
Jens Priewe hat viele Jahre als Politik- und Wirtschaftsjournalist gearbeitet, bevor er auf das Thema Wein umsattelte. Er schreibt Kolumnen für den Feinschmecker und für das schweizerische Weinmagazin Merum. Für den Weinkenner, dessen Gesellschafter er ist, hat er seit der Gründung über 200 Artikel beigesteuert. Außerdem ist er Verfasser mehrerer erfolgreicher Weinbücher (u. a. „Wein – die grosse Schule“, „Grundkurs Wein“). Er stammt aus Schleswig-Holstein, lebt aber seit fast 40 Jahren in München.

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