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2022 Diablo Dark Red: Pakt mit dem Teufel

Gute Rotweine über 10 Euro zu finden ist leicht. Für gute Rotweine unter 10 Euro muss man den Blick manchmal in die Ferne schweifen lassen. Nach Chile etwa.

Wer die Regale der Supermärkte absucht, findet zwar Hunderte von Rotweinen unter 10 Euro. Aber keinen wie den Diablo. Er ist dunkel, dicht gewoben, warm und weich am Gaumen und von einer Opulenz, wie es ihn in dieser Preiskategorie selten gibt – ein verführerischer Wein. Vielleicht ist das der Grund, weshalb die Macher ihn Diablo genannt haben: Teufel. „Lassen Sie sich von ihm in Versuchung bringen, Sie werden es nicht bereuen“, drucken sie aufs Rücketikett.

Warum in Chile niedrigere Preise möglich sind

Na denn. Wer solche Rotweine sucht, wird auf der südlichen Erdhalbkugel eher fündig als auf der nördlichen. In diesem Fall in Chile. Dort ist es gleichbleibend warm. Den geringen Niederschlägen begegnen die Winzer, die dort Traubenfarmer heißen, weil ihre Rebanlagen meistens recht weitläufig sind, mit künstlicher Bewässerung. Das Wasser wird durch ein verästeltes System von Kanälen herbeigeführt, das von den schmelzenden Schneefeldern der Anden gespeist wird. Pilzkrankheiten wie Mehltau treten nur selten auf, weil es so trocken ist. Maßnahmen zum Schutz der Reben sind deshalb gar nicht oder nur sehr selten nötig. Nahezu ideale Bedingungen also, besonders für Sorten wie Merlot, Syrah, Carmenere, Malbec und vor allem Cabernet Sauvignon, der Paradesorte Chiles. Sie können in dem warmen Klima jedes Jahr voll ausreifen. All das schmeckt man dem Diablo an. Und da Ernteverluste und Kosten unter solchen Bedingungen gering sind, können niedrigere Preise aufgerufen werden. 

Warme Tage, kühle Nächte

Wenn trotz der fast paradiesischen Bedingungen nicht alle Rotweine aus Chile zu den besten im Weltmaßstab gehören, dann liegt es daran, dass Wärme und Reife zwar wichtig, aber nicht das Wichtigste für das Gelingen eines guten Weins sind. Der Diablo kommt aus dem Valle del Maule, einem ziemlich weit südlich liegenden Anbaugebiet in Chile – und je weiter südlich, desto kühler wird das Klima auf der südlichen Erdhalbkugel. Genauer gesagt: Desto kühler sind dort die Nächte. So kühl, dass an manchen Stellen die Cabernet Sauvignon nicht mehr voll ausreift. Im Diablo ist diese Sorte zum Beispiel gar nicht zu finden. Der „Diablo“ ist eine Cuvée aus Syrah, Malbec und Merlot mit ein paar kleinen Anteilen von Cabernet Sauvignon und anderen Sorten. Der nächtliche Abfall der Temperaturen macht, dass die Säure in den Trauben nicht veratmet wird und die Frucht entsprechend frisch ist.

Der Produzent dieses Weins ist Concha y Toro

Der Produzent dieses Weins ist Concha y Toro, das größte Weingut Chiles, börsennotiert und mit 4500 Hektar Rebfläche ein Riese in Lateinamerika. Sein Sortiment reicht vom einfachen Rebsortenwein bis zum Ultra Premiumwein. Der berühmteste heißt Don Melchor, ein (nahezu) reinsortiger Cabernet Sauvignon. Außerdem hat Concha y Toro mit Chateau Mouton-Rothschild eine Kooperation, aus der ein internationaler Spitzenwein namens Almaviva hervorgeht. An diese Weine reicht der Diablo natürlich nicht heran. Er ist kein Terroirwein. Er will keine spezielle Lage und kein spezielles Kleinklima abbilden. Er ist ein Markenwein, absichtsvoll so komponiert, dass er eine möglichst große Zielgruppe von Weintrinkern erreicht: die der Hedonisten, also der Leckertrinker, die Geschmacksintensität und Harmonie im Wein suchen. Dazu gehört in diesem Fall auch Restsüße. Der Diablo ist halbtrocken. Es gibt bei ihm keine Ecken und Kanten. Er gleitet soft und gleichmäßig über den Gaumen. Jedermanns Geschmack ist das nicht. Aber die so einen runden Wein mögen, kommen mit ihm voll auf ihre Kosten.

Erst kürzlich die 10 Euro-Schwelle unterschritten

Apropos Kosten: Der Wein hat bis vor wenigen Wochen deutlich über 10 Euro gekostet. Der schleichende Rückgang der Rotweinnachfrage weltweit hat die Marketingstrategen von Concha y Toro (und ihren deutschen Importeur Mack & Schühle) veranlasst, den Preis unter 10 Euro abzusenken. Damit hat er eine Preisschwelle unterschritten, die ihn auch für Supermärkte interessant macht. Weinkenner.de hat ihn im Onlineshop der Drogeriemarktkette Müller gefunden. Auf deren Website kann man überprüfen, ob der Diablo in einer nahegelegenen Filiale im Regal steht. Wenn nicht, kann man ihn im Shop bestellen und sich in die nächstgelegene Filiale zur Abholung liefern lassen.   

Der Wein: Diablo Dark Red, Concha y Toro

Der Preis: 9,99 Euro

Bezug: www.mueller.de

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Autor

Jens Priewe
Jens Priewe
Jens Priewe hat viele Jahre als Politik- und Wirtschaftsjournalist gearbeitet, bevor er auf das Thema Wein umsattelte. Er schreibt Kolumnen für den Feinschmecker und für das schweizerische Weinmagazin Merum. Für den Weinkenner, dessen Gesellschafter er ist, hat er seit der Gründung über 200 Artikel beigesteuert. Außerdem ist er Verfasser mehrerer erfolgreicher Weinbücher (u. a. „Wein – die grosse Schule“, „Grundkurs Wein“). Er stammt aus Schleswig-Holstein, lebt aber seit fast 40 Jahren in München.

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