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2018 Valpolicella Ripasso „Monti Garbi“: Der Rote, der zwar kein Amarone ist…

Die Ripasso-Weine erfreuen sich schon seit geraumer Zeit großer Beliebtheit unter Weintrinkern. Ja, sie sind ein Grund dafür, dass Italiens Weinexporte nach Deutschland in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen sind und die Außenhandelsbilanz sehr vorteilhaft geschmückt haben. Ripasso – das ist für viele Weintrinker ein üppiger Rotwein zu einem erschwinglichen Preis. Das gilt für alle Weine dieses Typus, aber für den „Monti Garbi“ der Tenuta Sant’Antonio ganz besonders. Er ist ein hedonistischer Wein, samtig und herrlich opulent auf der einen Seite, völlig unkompliziert zu trinken auf der anderen. Aus dem Glas strömt der Duft von Rumtopf und Gewürznelken, am Gaumen bremst kein hartes Tannin den Trinkgenuss.

Ein Schwergewicht, das sich leicht trinkt

Der einzige Makel, den der „Monti Garbi“ aufweist, ist der hohe Alkoholgehalt. Er liegt bei 14 % Vol. Aber das bemängeln nur die Weinkritiker. Die Weintrinker interessiert der hohe Alkoholgehalt überhaupt nicht (den er übrigens mit allen Ripasso-Weinen gemein hat). Dadurch besitzt der Wein nämlich eine gewisse Süße, die ihn trotz der Schwere so geschmeidig macht, dass die meisten Konsumenten gar nicht merken, auf was für ein Schwergewicht sie sich eingelassen haben. Außerdem hat der „Monti Garbi“ – notgedrungen oder gewollt, man weiß es nicht genau – ein paar Gramm Restzucker (knapp 8 Gramm), die ihn zusammen mit seinen kompottigen Aromen ein bisschen nach Pflaumenkuchen schmecken lässt. Ein leckerer Wein jedenfalls, um dieses zwiespältige Adjektiv zu benutzen, auch wenn es immer ein bisschen nach „künstlich gemacht“ klingt. In diesem Fall ist eine solche Assoziation jedoch fehl am Platze. Der „Monti Garbi“ ist nicht künstlich aufgehübscht, um den Konsumenten zu gefallen. Das Ripasso-Verfahren ist ein uralter Trick, den die Weinbauern im Valpolicella sich schon vor vielen Jahrzehnten haben einfallen lassen, als sie ihre Weine noch nicht an Fremde verkauften, sondern selber tranken. Dass die Deutschen und andere Weintrinker-Nationen später mal ihre Keller mit diesem Wein füllen würden, ahnten sie damals nicht.

Das Ripasso-Verfahren ist ein uralter Trick

Um den Trick zu verstehen, muss man ein klein wenig ausholen. Der traditionelle Rotwein in den Hügeln nördlich von Verona heisst Valpolicella. Er ist fruchtig, würzig, leicht und ziemlich einfach. Meist wies er nur 11,5 % Vol. Alkohol auf, selten mehr als 12 % Vol. – auch weil meist viel zu viele Trauben an den Pergeln hingen. Für körperlich hart arbeitende Menschen war der Valpolicella genau der richtige Alltagswein: nahrhaft und nicht zu schwer. In entsprechend großen Mengen tranken sie ihn unter der Woche.

Die vier Castagnedi-Brüder der Tenuta Sant’Antonio

Für die besonderen Anlässe erfanden die Weinbauern den Amarone. Sie trockneten die Valpolicella-Trauben (Corvina, Corvinone, Rondinella, Oseletta und andere) auf Strohmatten, um sie zu Weihnachten, wenn sie fast zu Rosinen eingeschrumpelt waren, abzupressen und zu vergären. Aus der zuckerreichen Maische entstand ein alkoholstarker Wein, der, wenn er durchgärte, zwischen 15 und 17 % Vol. aufwies. Mehr als ein Fässchen legte eine Weinbauernfamilie damals nicht an. Denn der Amarone war ein festlicher Wein. Oft gärte er nicht ganz durch, zumindest nicht bis Ostern. Irgendwann kam einer auf die Idee, einen Teil der Amarone-Maische dem schon fertig vergorenen Valpolicella zuzugeben, auf dass dieser mit der Frühlingswärme noch einmal zu gären beginne. Eine mehr oder minder große Menge Zucker war in der Amarone-Maische ja noch vorhanden, so dass die Hefen genügend Nahrung fanden, um noch einmal aktiv zu werden. So entstand der Ripasso: ein auf den Schalen des Amarone nachvergorener Valpolicella. Er war deutlich kräftiger als dieser, deutlich alkoholreicher, und er erhielt den feinen Portweintouch des Amarone.

Der Ripasso kostet nur ein Drittel des Amarone

Dieser Wein gefiel nicht nur den Veroneser Bürgern. Die Menschen, die am nahen Gardasee Urlaub machten, entdeckten ihn bald in den Ristoranti und Trattorien um den See herum. Weil er nur ein Drittel eines Amarone kostete, fiel die Hemmschwelle des Preises,. Heute wird der Ripasso um ein Vielfaches mehr getrunken als der Amarone, und mehr als der einfache Valpolicella sowieso. Die Tenuta Sant’Antonio, ein Familienbetrieb, der vier Brüdern gehört, die 1989 aus der örtlichen Genossenschaft ausgetreten waren, um ihre eigenen Weine zu produzieren, erzeugt inzwischen doppelt so viel Ripasso wie Amarone.

2018 Valpolicella Superiore Ripasso „Monti Garbi“, Tenuta Sant’Antonio

Preis: 10,60 Euro*

Bezug: www.unserweinladen.de

*zwischen Abfassen des Artikels und Veröffentlichung ist der Preis über die 10 Euro-Grenze gestiegen


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