Vier Wochen vor Lesebeginn stehen die Zeichen „auf Sieg“ in Bordeaux. Wie Olivier Bernard, Präsident der Union des Grands Crûs de Bordeaux und Besitzer der Domaine de Chevalier, vor ein paar Tagen mitteilte, taucht am Horizont „der Silberstreif eines grossen Jahrgangs“ auf, wie man ihn seit mehreren Jahren schon nicht mehr erlebt hat.
Die Monate Mai, Juni und Juli gehörten in Bordeaux zu den heißesten und trockensten, seit es Aufzeichnungen gibt. Unter Trockenstress standen die Reben jedoch erst im Juli, wodurch das vegetative Wachstum zum Stillstand kam und die Reifephase eingeleitet wurde. Die Traubenfärbung (véraison) setzte planmäßig Anfang August an, wobei die Trauben erfreulicherweise sehr homogen eingefärbt wurden. Bereits Mitte August leuchteten die roten Sorten laut Bernard in tiefem Blau. Befördert wurde die Reife auch durch kleinere Regenfälle, die den Rebstöcken wieder Wasser zuführten, ohne dass die Trauben unter der Feuchtigkeit zu leiden hatten.
Die ersten weißen Trauben, also vor allem Sauvignon blanc, wurden bereits Ende August gelesen und haben „superbe“ Moste ergeben. Der Umstand, dass die August-Temperaturen etwas niedriger waren als die der Vormonate, hat dafür gesorgt, dass die Trauben ihre Säure und damit ihre Frische behielten. Da die Vorhersagen für die nächsten zwei Wochen gut sind, erwarten die Winzer einen exzellenten Weißwein-Jahrgang.
Die Merlot-Lese wird für die letzten zehn Tage im September erwartet, die für die Cabernets in den ersten zwei Oktoberwochen. Beide Sorten sind bis jetzt sehr gut entwickelt und besitzen ein großes Qualitätspotenzial. Allerdings müßte, wie Bernard betont, das Klima in den nächsten vier Wochen stabil bleiben.
Auch in Sauternes und Barsac sieht es gut aus. Die Sémillon und jene Sauvignon blanc-Trauben, die für die edelsüßen Weine vorgesehen sind, erreichen langsam ihre perfekte Reife. In den nächsten Wochen hängt nun alles davon ab, ob und wie massiv die Edelfäule auftritt. Die Erwartungen der Winzer sind jedenfalls hoch.