2011 Grauburgunder Auslese trocken: Großes Gewächs unter 10 Euro

2011 Hainfelder Letten Grauburgunder Auslese trocken
Große Gewächse sind teuer. Doch der 27jährige Georg Meier aus Weyher in der Südpfalz hat einen Grauburgunder für 9,50 Euro im Keller, der alles mitbringt, was ein GG braucht. Allerdings heißt der Wein bei ihm Grauburgunder Auslese trocken. Das elterliche Weingut ist nicht Mitglied im VDP.

So einen Wein gibt es nicht jedes Jahr. Und wenn es ihn gibt, wer­den ihn nicht alle mögen. Fili­gr­an­trin­ker wer­den ver­mut­lich eher Abstand von ihm neh­men. Zu üppig, ja opu­lent ist er ihnen. Doch das ist gewollt. Der fül­li­ge, leicht spe­cki­ge Cha­rak­ter macht die Beson­der­heit des Grau­bur­gun­ders aus. „Es gibt kei­nen schlan­ken Grau­bur­gun­der“, sagt Georg Mei­er, der Kel­ler­meis­ter und Junior-Chef des Wein­guts Valen­tin Zieg­ler Sohn. Doch es gibt vie­le behä­bi­ge, plum­pe Wei­ne aus die­ser Sor­te. Die schlimms­ten kom­men mit Rest­sü­ße unter der Bezeich­nung Rulän­der in den Handel.

Ganz anders der Wein von Georg Mei­er. Er ist ist klas­sisch im Edel­stahl­tank aus­ge­baut, nahe­zu durch­ge­go­ren und so grad­li­nig und sau­ber, dass sei­ne Stoff­fül­le gar nicht als Schwe­re wahr­ge­nom­men wird. Nur die cre­mi­ge Tex­tur zeigt, dass es sich hier um einen Wein höhe­rer Qua­li­täts­stu­fe han­delt. Kon­kret: um eine Auslese.

Große Fülle und Stoffigkeit, aber auch eine feine Säure

Blick von der Haardt bei Weyher in die Rheinebene
Blick von der Haardt in die Rheinebene

Noch zeigt die­se Aus­le­se wenig von ihrer geschmack­li­chen Opu­lenz: fei­ne Noten von Bir­ne, Vanil­le, Melo­ne, dazu ein Hauch von geschro­te­ter Gers­te und rohem Speck. Doch schon im nächs­ten Früh­jahr wird sich die­ser Wein ver­mut­lich öff­nen und sich dann lang­sam in sei­ner gan­zen Fül­le zei­gen. Dass er jemals flau oder flach wer­den oder die Span­nung abfal­len könn­te, ist nicht zu erwar­ten. Dazu ist die Säu­re zu prä­sent (6,5 Promille).

Grau­bur­gun­der ist nicht der deut­schen Jour­na­lis­ten Lieb­lings­kind. Sie akzep­tie­ren, dass es ihn gibt. Sie kon­ze­die­ren, dass es ihn auch in guter Qua­li­tät gibt. Aber Ries­ling steht für sie ganz oben. Irgend­wo mit Recht. Doch einem gro­ßen Teil der Wein­trin­ker ist – so berich­ten jeden­falls Gas­tro­no­men vom Cube in Stutt­gart bis zur San­si­bar auf Sylt –Grau- oder Weiß­bur­gun­der in Wirk­lich­keit lie­ber. Vor allem Grau­bur­gun­der. Er ist stof­fi­ger, weni­ger blu­mig, mil­der in der Säu­re als ein Ries­ling. Viel­leicht ist Ries­ling der hoch­wer­ti­ge­re Wein. Aber Grau­bur­gun­der schmeckt vie­len Kon­su­men­ten besser.

Valentin Ziegler Sohn ist Grauburgunder-Spezialist

Weingut Valentin Ziegler Sohn
Wein­gut Valen­tin Zieg­ler Sohn

Das Wein­gut Valen­tin Zieg­ler Sohn aus der Pfalz ist Grauburgunder-Spezialist. Der Grau­bur­gun­der Kabi­nett ist der meist ver­kauf­te Wein des Sor­ti­ments, obwohl auch der Ries­ling vor­züg­lich ist. Das liegt sicher auch an den beschei­de­nen 4,20 Euro, die eine Fla­sche die­ses Weins kos­tet, aber eben­so sicher an der guten Qua­li­tät die­ses Weins. Er ist eben kein dür­rer Pinot Gri­gio, son­dern ein saf­ti­ger, gehalt­vol­ler Wein mit fei­ner Aromatik.

Er ist sogar fruch­ti­ger als der Ries­ling, was dar­an liegt, dass die schwe­ren Lehm- und Löss­bö­den in dem Teil der Pfalz, in dem das Wein­gut liegt, für den Grau­bur­gun­der wie geschaf­fen sind: „Wir haben mehr Erfolg mit unse­ren Bur­gun­dern als mit unse­ren Ries­lin­gen“ berich­tet Georg Mei­er, der jun­ge Kel­ler­meis­ter des Gutes.

Von gehobenem Durchschnitt zur Spitzenqualität

Das Wein­gut befin­det sich in Wey­her, einem hübsch gele­ge­nen 500-Seelen-Dorf süd­lich von Neu­stadt an der Wein­stra­ße: im Rücken die dicht bewal­de­te Haardt, nach vor­ne der wei­te Blick in die Rhein­ebe­ne. Valen­tin Zieg­ler Sohn bewirt­schaf­tet 13,5 Hekt­ar und bie­tet, wie in der Pfalz üblich, das gan­ze Spek­trum an, vom lieb­li­chen Müller-Thurgau bis zum tro­cke­nen Dorn­fel­der, dazu Sec­co, fla­schen­ver­go­re­nen Sekt, Trau­ben­saft, Tres­ter­brand. Zwei Gäs­te­woh­nun­gen sind auch im Angebot.

Unter Georgs Vater, der in die Fami­lie Zieg­ler ein­ge­hei­ra­tet hat, haben die Wei­ne bereits geho­be­nes Durch­schnitts­ni­veau erreicht: meh­re­re Staats­eh­ren­prei­se, zahl­lo­se Kam­mer­preis­mün­zen, ein ers­ter Platz beim pfalz­wei­ten Silvaner-Wettbewerb.

Mit dem Ein­tritt von Georg Mei­er haben die Wei­ne noch­mals deut­lich zuge­legt. Der heu­te 27-Jährige, der im benach­bar­ten Neu­stadt Wein­bau gelernt und sei­ne Leh­re unter ande­rem im Betrieb des VDP-Präsidenten Stef­fen Christ­mann absol­viert hat, arbei­tet im Kel­ler prä­zis und setzt eine Ideen vom Wein kon­se­quent in die Tat um. Eine Trau­be im Gault Mil­lau letz­tes Jahr waren der ver­dien­te Lohn der Arbeit.

Bester Weiß- und Grauburgunder der Pfalz in 2011

„Geht da schon wie­der ein neu­er Stern auf in Wey­her?“ frag­ten die Redak­teu­re des Wein­füh­rers. Die Fra­ge muss mit Ja beant­wor­tet wer­den. Denn wenig spä­ter beleg­te Georg Mei­er beim Wett­be­werb „Die jun­ge Süd­pfalz – da wächst was nach“ sowohl mit sei­nem tro­cke­nen Weiß­bur­gun­der als auch mit sei­ner Grau­bur­gun­der Aus­le­se tro­cken den ers­ten Platz – also bes­te Wei­ne in der Pfalz von allen Kel­ler­meis­tern unter 35 Jahren.

Das Weindorf Weyher in der Pfalz
Das Wein­dorf Wey­her in der Pfalz

Die ers­te tro­cke­ne Aus­le­se vom Grau­bur­gun­der hat­te er 2007 gemacht. Er hat­te die Trau­ben damals lan­ge hän­gen gelas­sen und erst geern­tet, als die Botry­tis ein­setz­te. Das Resul­tat: ein Wein mit hoch­rei­fer Frucht, dem Most­ge­wicht einer Bee­ren­aus­le­se und einem Alko­hol­ge­halt von 16 Vol.%, nach­dem der Wein durch­ge­go­ren war. „Ein biss­chen hoch“ befand Georg.

Meier lässt die Trauben lange hängen

2011 dann der nächs­te Ver­such. Wie­der war der Herbst warm und tro­cken, so dass er die Trau­ben lan­ge hän­gen las­sen konn­te – län­ger als alle ande­ren Kol­le­gen in der Pfalz: „Das habe ich knall­hart durch­ge­zo­gen.“ Erst Mit­te Okto­ber – kurz vor dem Ries­ling – wur­den sie gele­sen. Doch jene Trau­ben­tei­le, die bereits von der Botry­tis befal­len waren, las er dies­mal peni­bel aus, so dass am Ende nur gesun­des Trau­ben­gut auf der Kel­ter lan­de­te. Das Refrak­to­me­ter zeig­te 107 Oechs­le an – also eine hoch­grä­di­ge Aus­le­se, die, nach­dem sie durch­ge­go­ren war, 14,5 Vol.% auf­wies – „nur“.

Nun sind 14,5 Vol.% immer noch soviel, dass Jour­na­lis­ten mit ideo­lo­gi­schen Scheu­klap­pen mei­nen, für einen Wein die­ser Gewichts­klas­se brau­che es einen Waf­fen­schein. Man­cher Som­me­lier hebt vor Schreck die Arme hoch, wenn ihm ein sol­ches Kali­ber begeg­net. Auch bei den Tes­tern des Wein-Gault Mil­lau gehen schnell die Visie­re zu, wenn sie eine Vier­zehn auf dem Eti­kett ent­de­cken. Als ob die Leber vor dem Kol­laps stände!

Ohne hohen Alkohol keine Opulenz

Helmut und Georg Meier
Hel­mut und Georg Meier

Sicher, eine tro­cke­ne Aus­le­se ist kein Diät­wein. Zu einem Salat mit Puten­strei­fen trinkt man ihn bes­ser nicht. Eben­so­we­nig als Ape­ri­tiv. Aber zu einem Fisch mit kräf­ti­ger Sau­ce oder zu einer Kalbs­ha­xe wäre die­ser Grau­bur­gun­der ide­al. Denn die 14,5 Vol.% sind eigent­lich nur ein Kol­la­te­ral­scha­den: ein Übel, das unver­meid­lich ist, um einen Wein von der Stof­fig­keit und Fül­le zu bekom­men, wie die­ser Grau­bur­gun­der sie bietet.

Ein Pinot Gris aus dem Elsass hat, wenn er von einem Grand Cru kommt, nie unter 14,5 Vol.% Alko­hol. Ein Gro­ßes Gewächs vom Grau­bur­gun­der aus Baden hält sich alko­hol­mä­ßig in den glei­chen Regio­nen auf. Im Übri­gen soll­te man sich klar­ma­chen: Wer zwei Glas Ries­ling mit 11,5 Vol.% trinkt, hat mehr Alko­hol im Blut als der, der sich ein Glas eines 14,5-Karäters einverleibt.

Den Wein erhal­ten Sie direkt beim Wein­gut: Wein­gut Valen­tin Zieg­ler Sohn

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