Auf der Liv-ex-Plattform wurde letzten Freitag eine 12er Kiste 2009 Chateau Lafite-Rothschild für umgerechnet fast 12.000 Euro angeboten – und verkauft. Das Kuriose: Das Chateau ist mit seinen Preisen noch gar nicht herausgekommen. Ein Leerverkauf also. Das Beispiel zeigt, dass das Geschäft mit den großen Bordeaux-Etiketten ein Zockermarkt geworden ist. Von Jens Priewe
Teuer kann auch billig sein – wenn der Markt verrücktspielt
Dass der Wein dennoch zu diesem Preis einen Käufer gefunden hat, beweist, wie verrückt der Bordeauxmarkt derzeit spielt. Der Lafite des letzten „Jahrhundertjahrgangs“, der 2005er, kam noch für 450 Euro pro Flasche auf den Markt – schon damals die höchste Kotierung, die je ein junger Premier erfahren hat. Jetzt scheint sich der Preis des Weins mehr als zu verdoppeln. Die euphorischen Bewertungen des Jahrgangs durch die Kritiker und der fernöstliche Hype um Lafite, dem „Primus inter Pares“ der Premiers laut Etikett, haben die Preisspirale rotieren lassen. Liv-Ex kommentiert normalerweise keine Preise. Diesmal beeilte sich das Unternehmen jedoch klarzustellen, dass es keinen Einfluss auf die Preisbildung genommen habe: „Der Markt hat gesprochen.“ Stimmt. Und der Leerverkäufer hat die Psychologie des Marktes richtig eingeschätzt. Wenn der Lafite in den nächsten Wochen für weniger als 1000 Euro auf den Markt kommt, hat dieser einen guten, schnellen Deal gemacht. Sollte aber die Gier der Anleger nach dem Wein durch den Deal noch größer werden, könnte auch der Käufer einen guten Deal gemacht haben. Dann war der 2009 Lafite nämlich noch nie so billig wie jetzt.