Der Wahnsinn hat einen ersten Preis: 1000 Euro für den 2009er Lafite

Prägung auf Holzkiste von Lafite-Rothschild
Auf der Liv-ex-Plattform wurde letzten Freitag eine 12er Kiste 2009 Chateau Lafite-Rothschild für umgerechnet fast 12 000 Euro angeboten – und verkauft. Das Kuriose: Das Chateau ist mit seinen Preisen noch gar nicht herausgekommen. Ein Leerverkauf also. Das Beispiel zeigt, dass das Geschäft mit den großen Bordeaux-Etiketten ein Zockermarkt geworden ist. Von Jens Priewe

Auf der Liv-ex-Plattform wur­de letz­ten Frei­tag eine 12er Kis­te 2009 Cha­teau Lafite-Rothschild für umge­rech­net fast 12.000 Euro ange­bo­ten – und ver­kauft. Das Kurio­se: Das Cha­teau ist mit sei­nen Prei­sen noch gar nicht her­aus­ge­kom­men. Ein Leer­ver­kauf also. Das Bei­spiel zeigt, dass das Geschäft mit den gro­ßen Bordeaux-Etiketten ein Zocker­markt gewor­den ist. Von Jens Priewe

Liv-ex ist die größ­te Internet-Plattform für den Han­del mit fei­nen Wei­nen. Das in Lon­don ansäs­si­ge Unter­neh­men eru­iert täg­lich die Prei­se, zu denen Bor­deaux­wei­ne (und ande­re Spit­zen­ge­wäch­se) gehan­delt wer­den. Sie bie­tet aber auch die Mög­lich­keit, Wei­ne und Kon­trak­te über Wei­ne zu han­deln. Am Frei­tag letz­ter Woche hat ein unbe­kann­ter Markt­teil­neh­mer über Liv-ex 12 Fla­schen 2009 Lafite vir­tu­ell ange­bo­ten. Das Kurio­se: Der Ver­käu­fer besitzt den Wein weder phy­sisch (er kommt erst in zwei Jah­ren auf den Markt) noch kann er im Besitz eines Futures auf den Wein sein. Denn das Cha­teau hat bis­lang noch kei­nen Preis kom­mu­ni­ziert. Es gibt folg­lich noch kei­ne Basis für einen Handel.

Teuer kann auch billig sein – wenn der Markt verrücktspielt

Dass der Wein den­noch zu die­sem Preis einen Käu­fer gefun­den hat, beweist, wie ver­rückt der Bor­deaux­markt der­zeit spielt. Der Lafite des letz­ten „Jahr­hun­dert­jahr­gangs“, der 2005er, kam noch für 450 Euro pro Fla­sche auf den Markt – schon damals die höchs­te Kotie­rung, die je ein jun­ger Pre­mier erfah­ren hat. Jetzt scheint sich der Preis des Weins mehr als zu ver­dop­peln. Die eupho­ri­schen Bewer­tun­gen des Jahr­gangs durch die Kri­ti­ker und der fern­öst­li­che Hype um Lafite, dem „Pri­mus inter Pares“ der Pre­miers laut Eti­kett, haben die Preis­spi­ra­le rotie­ren las­sen. Liv-Ex kom­men­tiert nor­ma­ler­wei­se kei­ne Prei­se. Dies­mal beeil­te sich das Unter­neh­men jedoch klar­zu­stel­len, dass es kei­nen Ein­fluss auf die Preis­bil­dung genom­men habe: „Der Markt hat gespro­chen.“ Stimmt. Und der Leer­ver­käu­fer hat die Psy­cho­lo­gie des Mark­tes rich­tig ein­ge­schätzt. Wenn der Lafite in den nächs­ten Wochen für weni­ger als 1000 Euro auf den Markt kommt, hat die­ser einen guten, schnel­len Deal gemacht. Soll­te aber die Gier der Anle­ger nach dem Wein durch den Deal noch grö­ßer wer­den, könn­te auch der Käu­fer einen guten Deal gemacht haben. Dann war der 2009 Lafite näm­lich noch nie so bil­lig wie jetzt.

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