Früher war Wein das Getränk der Mächtigen. Heute ist er ein Getränk der Reichen. Zumindest für Kultweine wie den Masseto trifft das zu. Mit 350 Euro und mehr pro Flasche ist er Italiens derzeit teuerster Wein. Aber er will sich gar nicht mit italienischen Weinen messen, sondern mit Pétrus, Le Pin, Lafleur. Gerade ist der neue Jahrgang auf den Markt gekommen. Jens Priewe hat ihn probiert.
Er kommt aus der Tenuta di Ornellaia, jenem Weingut, das einst von Lodovico Antinori gegründet wurde, zwischenzeitlich im Besitz von Robert Mondavi war und heute einer Subholding unter Führung der Marchesi de’ Frescobaldi gehört. Eben ist der Jahrgang 2007 freigeben worden, der 17. in der kurzen Geschichte des Masseto. Es ist, vorweg gesagt, ein sehr guter Wein, aber nicht der beste, der je erzeugt wurde. Doch er weist eine Qualität auf, die nur ein Merlot haben kann: einen fast unbezwingbaren Charme.
Der 2007er Masseto hat eine dunkle, tief rubinrote Farbe, ein Bouquet von schwarzen Johannisbeeren, Sauerkirschen, Gewürznelken, Vanille, dazu ein kräftiges, gut verschmolzenes Tannin. Er ist straff gewoben, reich und druckvoll am Gaumen und trotz seiner Reife frisch und keineswegs ermüdend. Wie alle guten Merlots aus dem mediterranen Raum beeindruckt er durch seine Konzentration. Der spezielle Charme des 2007er Masseto besteht in seiner Süße. Sie verdankt sich vor allem den hohen Extrakt- und Alkoholwerten, die dieser Jahrgang aufweist Zusammen mit der Frische und der Frucht ist so ein spannungsgeladener Wein entstanden, der trotz seiner Opulenz elegant geblieben ist.
Die Entscheidung, an dieser Stelle Merlot zu pflanzen, wurde bereits Anfang der achtziger Jahre getroffen, und zwar von dem damaligen önologischen Berater André Tchelistcheff. Er hatte als erster erkannt, dass dieser Hügel eine besondere Bodenstruktur aufweist, wie sie sonst nirgendwo auf dem Ornellaia-Besitz anzutreffen ist: stark mineralhaltiger Ton, am Fuß mit kieselsteinhaltigem Sand, in der Mitte und auf der Spitze mit grauem Lehm vermischt. Der Ton speichert Feuchtigkeit, was in den langen Trockenphasen des Juli und August von unschätzbarem Wert ist und dazu führt, dass der Masseto auch in heißen Jahren seine Frische behält.
Genau genommen, war die besondere Bodenstruktur schon den Vorbesitzern bekannt. Doch sie zogen es vor, aus dem Ton Ziegelsteinen zu brennen statt Reben anzupflanzen. Das verfallene Haus auf der Spitze des Masseto-Hügels erinnert an die letzte Bauernfamilie, die Ziegelsteine produzierte.
Insgesamt werden durchschnittlich 28.000 Flaschen Masseto jährlich abgefüllt. Der Wein wird teils im Stahl, teils in offenen Holzcuves vergoren und lagert 24 Monate in neuen Barriques. Nach weiteren 12 Monaten Flaschenreife wird er freigegeben. Er ist der einzige italienische Wein, der auch über den Bordelaiser Négoçe vertrieben wird.
Bezug:
www.koelner-weinkeller.de
www.c-und-d.de
www.vinexus.de
www.bernardi-karl-shop.com