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2000 Clos du Mesnil von Krug: der Giga-Champagner

Kürzlich einmal wieder in Bordeaux gewesen und einen meiner Lieblingsläden aufgesucht, Badie Vins de Champagne, in der Allée de Tourny in der  Nähe des Theaters. Wer die Bordelaiser kennt, weiß um deren Vorliebe für das gepflegt Sprudelnde: Selbst der begütertste Château-Besitzer kann nicht immer nur seinen eigenen Roten trinken, das ermüdet, und er greift daher gerne zum Champagner zurück. Dies reflektiert auch der Badie-Laden: Nur Champagner, viele bekannte Marken, aber auch Winzer-Champagner und Prestige-Cuvées.

Billigstes Angebot: 700 Euro

Christian GöldenboogHier ist vor allem Krug zu nennen, und meine Aufmerksamkeit erregte natürlich ein Krug Clos du Mesnil 1998 für knapp unter 1000 Euro. Ein guter Preis? Keine Ahnung. In Deutschland gibt es das kostbare Gut für 750 Euro pro Flasche im engagierten Fachhandel, etwa bei Dallmayr oder im KaDeWe, und so war ich einfach nur erfreut, als mich Olivier Krug zu einer illustren Verkostung ins Münchner Dallmayr einlud: Im Mittelpunkt stand der neue, gerade freigegebene Krug Millésimé 2000. Aber als Star des Abends wurde der Clos du Mesnil 2000 präsentiert – einer der teuersten Champagner überhaupt und einer der edelsten.

Der Clos rief also, und ich folgte: Denn wann immer ich in der Vergangenheit einen kostbaren Schluck dieses großen Weines erhaschen konnte, stieg meine Meinung über die Maison Krug. Ihre Grande Cuvée, die, obwohl das Basisprodukt darstellend, im Glas Luxus pur bietet. Dann die Jahrgangs-Champagner: der zehn Jahre auf der Hefe gelagerte Millesimé und der rare Clos d’Ambonnay, der nur aus roten Trauben erzeugt wird.

Schwer in die profane Sommelier-Sprache zu übersetzen

Bottleshot Krug Clos de MesnilSchließlich der Clos du Mesnil, ein kräftiger und gleichzeitig finessenreicher Wein, der von einer Einzellage kommt, die nur mit Chardonnay bestockt ist. Reife Äpfel, Zitronen, Honig, steht auf meinem Probenblock, natürlich auch exotische Früchte. Doch die Antinomie von Kraft und Eleganz lässt sich nur schwer in die profane Sommelier-Sprache übersetzen.

Häufig habe ich mich gefragt, warum kaum ein Blanc de Blancs der vielen Winzer der Region auch nur annähernd an den Clos du Mesnil heranragt? Diese Frage beantwortete Olivier Krug mit einem lapidaren: „Es liegt am Terroir.“

Einzige Entscheidung: Abfüllen oder nicht Abfüllen?

Überhaupt Olivier Krug, Showman und Wein-Connaisseur. Er erzählte brillant über die Besonderheiten dieses Weines. Dass der Clos du Mesnil der einfachste Champagner seines Hauses sei – schließlich müsse nur eine einzige Entscheidung gefällt werden, die zum Jahrgang: ja oder nein.  Abfüllen oder nicht abfüllen. Für die Grande Cuvée müsse man dagegen 4000 bis 5000 Notizen zu den jeweiligen Grundweinen, aus denen sie zusammengestellt wird, sammeln, um zu einer Entscheidung über die endgültige Assemblage zu kommen.

Die Frage nach der Vinifikation beantwortet Olivier Krug kurz und bündig: „Unsere Weine sind alle auf dieselbe Art und Weise gemacht. Die alkoholische Gärung erfolgt in alten, kleinen Fässern, aber entscheidend ist für mich, dass die Individualität der Plots und Lagen erhalten wird.“

Weinberg Clos de MesnilUnd das Terroir? 1,84 Hektar groß ist der Clos du Mesnil, von Mauern eingefasst liegt er im berühmten Dorf Le Mesnil-sur-Oger, einer Perle für den Chardonnay. Hier wachsen die Wurzeln der Reben direkt in die Kreide. Olivier beginnt davon zu erzählen, wie im Jahr 2000 kurz vor der Ernte ein Hagelsturm über das Dorf hinwegfegte und viele Trauben beschädigte. Dank seiner hohen Mauern war der Clos du Mesnil besser geschützt als andere Mesnil-Parzellen. Und jetzt, nach über zehn Jahren im Glas ist der Wein nervig, drahtig und weinig. Bemessen lässt sich die  unendliche Länge des Clos de Mesnil nur in Gigametern.

Den 2000er Clos du Mesnil gibt es nur in ausgesuchten Fachweinhandlungen und Delikatessengeschäften.

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Autor

Jens Priewe
Jens Priewe hat viele Jahre als Politik- und Wirtschaftsjournalist gearbeitet, bevor er auf das Thema Wein umsattelte. Er schreibt Kolumnen für den Feinschmecker und für das schweizerische Weinmagazin Merum. Für den Weinkenner, dessen Gesellschafter er ist, hat er seit der Gründung über 200 Artikel beigesteuert. Außerdem ist er Verfasser mehrerer erfolgreicher Weinbücher (u. a. „Wein – die grosse Schule“, „Grundkurs Wein“). Er stammt aus Schleswig-Holstein, lebt aber seit fast 40 Jahren in München.

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