Terroir

frz., kom­ple­xes Zusam­men­spiel natür­li­cher, den Wein prä­gen­der Boden- und Kli­ma­fak­to­ren. Zugleich Inbe­griff der tra­di­tio­nel­len fran­zö­si­schen Qua­li­täts­phi­lo­so­phie beim Wein. Bru­no Prats, frü­he­rer Besit­zer von Châ­teau Cos d’Estournel in Bor­deaux und ehe­ma­li­ger Prä­si­dent der Uni­on des Grands Crus Clas­sés, umschreibt so, was mit Ter­ro­ir gemeint ist: »Eine unend­li­che Anzahl von Fak­to­ren beein­flusst den Wein: Tag- und Nacht­tem­pe­ra­tu­ren, Ver­tei­lung der Nie­der­schlä­ge auf das Jahr, Anzahl der Son­nen­stun­den, Tief­grün­dig­keit des Bodens, sein pH-Wert, sein Was­ser­rück­hal­te­ver­mö­gen, sei­ne mine­ra­li­sche Zusam­men­set­zung, die Ober­flä­chen­ge­stalt der Land­schaft, die Son­nen­aus­rich­tung – um nur eini­ge der Fak­to­ren zu nen­nen. Das Wir­kungs­ge­fü­ge all die­ser Fak­to­ren zusam­men nen­nen wir in Frank­reich >ter­ro­ir.« Auf die­se Wei­se ist Ter­ro­ir zum Inbe­griff der fran­zö­si­schen Qua­li­täts­phi­lo­so­phie beim Wein gewor­den - und damit des gesam­ten euro­päi­schen Wein­baus. Im Gegen­satz zu den Län­dern der [int­link id="10049" type="post"]Neuen Welt[/intlink], in denen aus kom­mer­zi­el­len Über­le­gun­gen her­aus viel­fach bestimm­te Wein­ty­pen kre­iert und danach das Ter­ro­ir aus­ge­sucht wird, in dem die­ser Typ pro­du­ziert wer­den kann, soll Wein nach tra­di­tio­nel­ler Auf­fas­sung Aus­druck des gege­be­nen Ter­ro­irs sein. Das bedeu­tet: Es wer­den in einem Anbau­ge­biet, u. U. auch in einem bestimm­ten [int­link id="8529" type="post"]Climat[/intlink], Ansprü­che hin­sicht­lich Typi­zi­tät gestellt. Das betrifft z. B. die stand­ort­ge­rech­te [int­link id="10500" type="post"]Rebsorte[/intlink]. So gehört die [int­link id="8354" type="post"]Cabernet Sauvignon[/intlink] ins [int­link id="9793" type="post"]Médoc[/intlink], wäh­rend die Ein­zig­ar­tig­keit der [int­link id="8621" type="post"]Côte d'Or[/intlink] am bes­ten im [int­link id="10312" type="post"]Pinot Noir[/intlink] und [int­link id="8468" type="post"]Chardonnay[/intlink] deut­lich wird. Das betrifft aber auch das [int­link id="10491" type="post"]Rebenerziehungs[/intlink]system, den Anschnitt, die Men­gen­be­schrän­kung und vie­le Vor­schrif­ten, die durch die Pro­duk­ti­ons­sta­tu­ten der jewei­li­gen Ursprungs­ge­bie­te gere­gelt wer­den. »Was nützt es, wenn ich ein groß­ar­ti­ges Ter­ro­ir habe, aber den Wein nicht ent­spre­chend behand­le?«, fragt der öster­rei­chi­sche Spit­zen­win­zer Franz X. Pich­ler ange­sichts manch aus­drucks­schwa­chen [int­link id="9213" type="post"]Grünen Veltliners[/intlink] und [int­link id="10564" type="post"]Rieslings[/intlink] von den Ter­ras­sen der [int­link id="11362" type="post"]Wachau[/intlink]. Das Bei­spiel zeigt: Auch der Mensch gehört zum Zusam­men­spiel der Fak­to­ren dazu. Schließ­lich ist er es, der die beson­de­ren Eigen­schaf­ten eines Anbau­ge­biets erkun­det, Reb­sor­ten stand­ort­ge­recht pflanzt, die Reben rich­tig anschnei­det, den opti­ma­len Lese­zeit­punkt bestimmt und all dies in Para­gra­phen fasst - oder nicht. Unklar ist dage­gen, ob auch bestimm­te tra­di­tio­nel­le [int­link id="11384" type="post"]Weinbereitungs[/intlink]- und [int­link id="7960" type="post"]Ausbau[/intlink]techniken zum Kon­zept des Ter­ro­ir gehö­ren: etwa die Ver­gä­rung der Pinot-Noir-Maische mit Trauben[intlink id="9398" type="post"]kämmen[/intlink] oder der Aus­bau des [int­link id="8447" type="post"]Chablis[/intlink] in Edel­stahl­tanks bzw. in gro­ßen, geschmacks­neu­tra­len Holz­fäs­sern. Der­ar­ti­ge Maß­nah­men beein­flus­sen die Typi­zi­tät des Weins erheb­lich. So hat sich in vie­len Dis­kus­sio­nen gezeigt, dass der Begriff Ter­ro­ir in Wirk­lich­keit recht unscharf ist und häu­fig nur als Zau­ber­wort benutzt wird, um die Über­le­gen­heit der gro­ßen euro­päi­schen Wei­ne gegen­über den Wei­nen aus weni­ger berühm­ten Anbau­ge­bie­ten Euro­pas und der übri­gen Welt zu reklamieren. 

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