Carneros
Das etwa 6500 Hektar große Anbaugebiet nahe der San Pablo Bay ist berühmt für seine Weiß- und Schaumweine. In dieser flach- hügeligen, äußerlich nicht sehr spektakulären Landschaft, die am Eingang zum Napa Valley liegt, sich aber auch nach Sonoma hinein erstreckt, wachsen einige der besten Chardonnay. Der größte Teil der Trauben wird an Napa-Winerys verkauft.
Einige Winerys haben jedoch eigenes Rebland dort erworben. Schließlich haben sich in Los Carneros mehrere Schaumweinkellereien niedergelassen, unter ihnen auch europäische Schaumweinhersteller wie Freixenet, Codorníu, Domaine Chandon, Mumm und Taittinger (Domaine Carneros). Die besten sparkling wines, die nach dem traditionellen Flaschengärverfahren erzeugt werden (allerdings oft nach dem Transvasionsverfahren), können europäischen Schaumweinen durchaus Paroli bieten. Auch die rote Pinot Noir gedeiht in dem kühlen Klima gut. Sie wird für Stillweine, von den Schaumweinkellereien aber auch zur Assemblage mit Chardonnay verwendet. Los Carneros heißen im Spanischen übrigens die Schafe – Hinweis auf die Zeit vor den Reben, als noch Viehzucht in diesem Landstrich betrieben wurde.
Napa Valley
Napa ist der Inbegriff des amerikanischen Weinwunders. In Napa haben die Amerikaner gezeigt, in welch kurzer Zeit sie in der Lage sind, europäisches Weinwissen in ihrem Land umzusetzen: in weniger als 30 Jahren. Viele der modernen, auch architektonisch beeindruckenden Weingüter verwirklichten Erkenntnisse, die in der Alten Welt nur als Buchwissen existierten – nicht selten mit fachlicher Hilfe und dem Kapital französischer, schweizerischer und deutscher Weinfachleute. Gegen die Anziehungskraft dieser Winerys wirken selbst renommierte europäische Weingüter altmodisch und verstaubt. Jedenfalls ist das langgestreckte Tal immer wieder für Schlagzeilen gut, obwohl weniger als fünf Prozent der kalifornischen Weine aus ihm kommen. In erster Linie sind es natürlich die spektakulären Weine, die Aufmerksamkeit erregen. Aber auch kunstsinnige Millionäre, die sich mit einem Weingut ein Denkmal setzen wollen, exzentrische Tüftler mit Tellerwäscherkarrieren, spleenige Weinliebhaber, die auf den regelmäßigen Weinauktionen atemberaubende Preise für die schwarzroten Cabernet Sauvignons des Tals zahlen, sorgen dafür, daß der Gesprächsstoff in Napa nicht ausgeht. Das exotische Fluidum macht ein Schild deutlich, das am Eingang des Napa Valley steht und die eher nüchtern veranlagten Amerikaner mit den Worten begrüßt: „Wein ist Poesie in Flaschen“. Sie stammen von dem Schriftsteller Robert Louis Stevenson.
Die Böden des Napa Valley
Das Napa-Tal ist etwa 50 Kilometer lang. Es reicht von Napa im Süden bis über Calistoga hinaus im Norden. Eigenartigerweise sind die Temperaturen im Norden wärmer als im Süden. Der Grund: Die feuchte, pazifische Kühle tritt von Süden ins Tal ein und ist im Norden kaum mehr zu spüren. Über 95 Prozent des Weinbaus spielen sich auf dem Talboden und an den hügeligen Ausläufern der Mayacamas-Berge auf der einen und Vaca Range auf der anderen Talseite ab. In den Tallagen finden sich schwere Tonböden, an den Hängen sind die Lehmböden stärker mit Kiesel durchsetzt. Im höher gelegenen, bergigen Hinterland haben sich bisher nur wenige Winerys niedergelassen. Die meisten liegen wie Perlen aneinandergereiht an den beiden großen Verkehrswegen, die das Tal durchschneiden: der Schnellstraße 29 und dem parallel dazu verlaufenden Silverado Trail. Architektonisch sehenswert sind die im mexikanischen Stil erbaute Winery von Robert Mondavi, der neue Kellerklotz von Dominus, die wie ein griechisches Kloster auf dem Hügel thronende Sterling Winery, die Clos Pegase Winery und die Hess Collection, die zugleich Kunstmuseen sind, die mondäne Kelleranlage von Opus One, die alte Inglenook Winery, die jetzt Niebaum-Coppola heißt, oder das im Farmhouse-Stil errichtete Weingut von Joseph Phelps. Mancher bedeutende Wein kommt jedoch aus bescheidenen und gänzlich unspektakulären Winerys, wie Heitz Cellars, Mount Veeder, Stag’s Leap, Clos du Val oder Cain Cellars, um nur einige zu nennen. Die Böden sind durchweg fruchtbar. Im Februar sprießt gelb blühendes Senfgras zwischen den Rebzeilen. Viele Winzer erzeugen sogar eigenen Senf. Allerdings ist die Zusammensetzung der Böden völlig uneinheitlich – sogar in den Tallagen. Viele Weingüter besitzen gar keine eigenen Rebkulturen im Tal, sondern beziehen ihre Trauben – zumindest zum Teil – von unabhängigen Winzern. Die Bedeutung eigener Reben ist vielen Wein- gutbesitzern erst deutlich geworden, als die Traubenpreise in den letzten Jahren aufgrund von Reblausschäden und einiger Mißernten massiv anstiegen.
Napa – ein Grund für Cabernet Sauvignon
Das südliche Napa Valley liegt noch im Einfluss kühler Meeresluft. Bis zur Ortschaft Yountville werden deshalb noch viel Chardonnay, ein bißchen Gewürztraminer, Riesling und Sauvignon angebaut. Ab Yountville dominiert jedoch Cabernet Sauvignon. Die wenigen Weißweininseln, die sich noch im nördlichen Abschnitt des Napa Valley finden, werden zunehmend mit roten Trauben be- stockt, und auch nach Süden hin drängen die Rotweinkulturen unaufhörlich vor. Die feinschotterigen, wasserdurchlässigsten Böden sind normalerweise für den Cabernet Sauvignon reserviert, während die schwereren, lehmhaltigen Böden mit Merlot bepflanzt wer- den. Der Cabernet Sauvignon ergibt opulente, leicht krautige Weine mit einem Bouquet von Johannisbeeren, schwarzem Pfeffer, vielen Würznoten, Mokkatönen, Röstaromen und einem robusten Tanningerüst. Die Weine besitzen zwar nicht die Langlebigkeit großer Bordeaux’, aber eine ähnliche Fülle und eine bemerkenswerte Feinheit. Viele Proben haben deutlich gemacht, wie schwer es ist, blind Bordeaux-Weine und Napa-Cabernets zu unterscheiden. Einige, aber nicht alle Weine weisen kleine Anteile Merlot, Cabernet Franc oder Malbec auf. Solange dieser Anteil 25 Prozent nicht übersteigt, darf allein Cabernet Sauvignon auf dem Etikett stehen.