2010 Grieser Lagrein

2010 Grieser Lagrein

Die­ser Lag­rein besitzt Sub­stanz. Er hat Kör­per. Er zeigt, was er hat. Zum Bei­spiel ein kräf­ti­ges, von kei­ner Holz­no­te getrüb­tes, fast noch pri­mär­fruch­ti­ges Bou­quet, vor­herr­schend Veil­chen und Sau­er­kir­sche, im Hin­ter­grund feuch­te Erde, schwar­zer Pfef­fer, ein Hauch von Bit­ter­scho­ko­la­de. Dazu ein jun­ges, noch etwas unge­stü­mes Tan­nin. Und eine herz­haf­te Säu­re. Kurz: ein urtüm­li­cher, völ­lig unver­bo­ge­ner Wein, der hier emp­foh­len wird, weil er unge­mein gut schmeckt und ganz und gar eigen­stän­dig ist. Zur Piz­za passt er per­fekt. Das Puten­ge­schnet­zel­te wird durch ihn zu einem inter­es­san­ten Gericht. Dem Steak aus der Pfan­ne zeigt er die Brust. Sicher, wer täg­lich edle Rio­jas oder gereif­te Bor­deaux trinkt, wird mit die­sem Wein nichts anfan­gen kön­nen. Sno­bis­ti­scher Schwär­me­rei ist der Grie­ser Lag­rein unver­däch­tig. Er ist herz­haft, unver­bo­gen, pri­mär­fruch­tig und ohne jenen uni­for­men öno­lo­gi­schen Schliff, den mitt­ler­wei­le jeder Bil­lig­wein aus Bul­ga­ri­en, Maze­do­ni­en oder Süd­spa­ni­en auf­weist. Wer lecke­re Weich­spü­ler vor­zieht, möge die Hän­de von die­sem Lag­rein lassen.