Wenn Weihnachten vorbei und der Wein durch die malolaktische Gärung ist, ist Zeit für ein erstes Resumée des neuen Jahrgangs. Die Kommentare zum 2016er reichen von hochzufrieden bis überschwänglich. „Superb“, „atemberaubend“, „fantastisch“ – so lauten die Adjektive, mit denen er bedacht wird. Das Hochgefühl, das sich schon nach dem 2015er Jahrgang in Bordeaux eingestellt hatte, wird noch einmal untermauert, zumal die Mengen diesmal überdurchschnittlich sind.
Diesmal begründete Begeisterung
Der alljährliche Hype? Noch ist es zu früh, um ein endgültiges Urteil über den Jahrgang zu fällen. Bei den Primeur-Verkostungen, die im März und April in Bordeaux stattfinden, wird sich zeigen, ob die Begeisterung begründet ist. Diesmal spricht allerdings vieles dafür, dass es wirklich so ist und dass der 2016 sogar aus dem Schatten seines Vorgängers heraustritt.
Dabei sah es anfangs gar nicht gut aus in Bordeaux. Die ersten fünfeinhalb Monate des Jahres regnete es ständig. Folge: starker Peronospora-Befall der Blüten und der Gescheine. Danach folgte ein langer, nicht enden wollender Sommer, und mit ihm eine dreimonatige Trockenperiode, die den Reben unter starken Wasserstress setzte. Erst am 13. September gab es den ersten Regen, der heftig, aber kurz war und der den Reben nicht schadete, sondern sie im Gegenteil stärkte. Dann folgte ein milder, trockener Herbst, in dem die Trauben langsam ausreifen konnten.
Der in Bordeaux lebende englische Journalist Andrew Black hat sieben Châteaubesitzer und Önologen aus Saint-Emilion befragt, welchen Eindruck sie von dem neuen Wein haben. Die Gespräche wurden Mitte Januar geführt.
Frédéric Faye, Châteu Figeac
Pierre-Olivier Clouet, Château Cheval Blanc
Pauline Vauthier, Château Ausone
François Despagne, Château Grand Corbin-Despagne
Alexandre Thienpont, Vieux Château Certan
Anabelle Bardinet, Château Corbin
Peter Sisseck, Château Rocheyron
Wieso sind die Oenologen aus dem Medoc nicht nach ihren
Einschätzungen des 2016er Jahrgangs befragt worden ?
M.f.G. Conrad Schäfer
Berechtigte Frage, zumal in 2016 Cabernet Sauvignon besonders gut sein soll, die Leitsorte im Médoc. Die Antwort: Andrew Black, der Autor, ist vor allem in St. Emilion und in Pomerol unterwegs und interviewt nur die dortigen Châteaubesitzer. Eigentlich schade.