Gambero Rosso 2017: vom Aostatal bis nach Sizilien

Gambero Rosso 2017 Artikelbild
Nachdem wir vor vier Wochen die 3-Gläser-Weine des Piemont und der Toskana vorgestellt hatten, kommentiert Jens Priewe nun die Siegerweine der anderen Italienischen Regionen.

Noch immer ist der Gam­be­ro Rosso der wich­tigs­te ita­lie­ni­sche Wein­füh­rer. Sei­ne Urtei­le haben, bei aller Kri­tik, natio­nal, aber auch inter­na­tio­nal die höchs­te Reso­nanz aller Wein­füh­rer. Die Bekannt­ga­be der bes­ten Gewäch­se, der 3-Gläser-Weine, ist ein Spek­ta­kel und Höhe­punkt im Wein­jahr vie­ler Win­zer. In die­sem Jahr war ich bei der Prä­mie­rung Ende Okto­ber in Rom dabei – ein Event, das mit einer Büh­nen­show im Audi­to­ri­um Mas­si­mo zele­briert wur­de und über das sowohl die Tages­zei­tun­gen als auch die gro­ßen Fern­seh­sta­tio­nen in Ita­li­en aus­führ­lich berich­te­ten – auch weil der Gam­be­ro Rosso in die­sem Jahr sei­nen 30. Geburts­tag fei­ert. Ich war gefragt wor­den, ob ich zu die­sem Anlass den Preis für den ita­lie­ni­schen „Weiß­wein des Jah­res“ über­rei­chen wür­de (der 2015er Ver­dic­chio dei Cas­tel­li di Jesi von der Tenu­ta di Tavigna­no) und dabei ein paar Wor­te über die deutsch-italienischen Wein­be­zie­hun­gen sagen würde.

Vor vier Wochen hat­te ich auf weinkenner.de bereits mei­ne per­sön­li­chen Kom­men­ta­re zu den neu­en 3-Gläser-Weinen des Pie­mont und der Toskana[/intlink] ver­öf­fent­licht. Jetzt schie­be ich ein paar Bemer­kun­gen zu Wein­aus­wahl der rest­li­chen 18 Regio­nen Ita­li­ens nach, vom Aos­ta­tal über Vene­ti­en, Fri­aul, Umbri­en bis zu den meri­dio­na­len Regio­nen der ita­lie­ni­schen Stie­fels. Einen Teil der prä­mier­ten Wei­ne konn­te ich in Rom nach­ver­kos­ten und mir so ein Urteil bil­den. Über ande­re Wei­ne habe ich aus­führ­lich mit den jewei­li­gen Juro­ren spre­chen kön­nen. Ins­ge­samt erhiel­ten dies­mal 429 Wei­ne die höchs­te Aus­zeich­nung – 8 mehr im ver­gan­ge­nen Jahr.

Der Gam­be­ro Rosso 2017 wird kom­men­den Febru­ar in deut­scher Über­set­zung erschei­nen. Preis: 30 Euro. Bezug über den Buchhandel.


Aostatal: die 3-Gläser-Weine


Val­le d’Aosta Cham­ba­ve Mus­cat Flé­tri 2014 La Vrille
Val­le d’Aosta Char­don­nay Éle­vé en Fût de Chê­ne 2015 Anselmet
Val­le d’Aosta Corn­a­lin 2015 Ros­set Terroir
Val­le d’Aosta Peti­te Arvi­ne 2015 Elio Ottin
Val­le d’Aosta Pinot Gris 2015 Lo Triolet
Val­le d’Aosta Syrah Côteau La Tour 2014 Les Crêtes


Kom­men­tar: In das Aos­ta­tal reist man nicht jeden Tag. Ich war das letz­te Mal vor drei Jah­ren da, um eini­ge Wein­gü­ter zu besu­chen. Im Rom hat­te ich nun Gele­gen­heit, die 3-Gläser-Weine die­ser klei­nen Alpen­re­gi­on am süd­li­chen Fuß des Mont Blanc en bloc zu ver­kos­ten. Ent­spre­chend neu­gie­rig war ich. Mein Ein­druck: Kei­ner der prä­mier­ten Wei­ne war wirk­lich über­ra­gend. Alle brav, soli­de, wenn man so will: typisch. Ich weiß nur nicht, was die­ses Adjek­tiv bedeu­tet. Für lan­des­frem­de Wein­trin­ker gibt es, bei allem Respekt für die Win­zer, jeden­falls kei­nen Grund, ins Aos­ta­tal auf­zu­bre­chen, um irgend­wel­che Erfah­run­gen zu machen, die man anders­wo nicht auch machen könn­te. Mög­li­cher­wei­se liegt es an dem Jahr­gang 2015, der für ört­li­che Ver­hält­nis­se sehr warm war. Statt um die nöti­gen Zucker­wer­te zu kämp­fen, muss­ten die Win­zer sich dies­mal anstren­gen, die Alko­hol­gra­de nicht all­zu hoch nach oben schie­ßen zu las­sen. Kein Wun­der, dass der sechs­te 3-Gläser-Wein dies­mal ein roter Syrah ist.


Ligurien: die 3-Gläser-Weine


Col­li di Luni Ver­men­ti­no Et. Nera 2015 Lunae Bosoni
Col­li di Luni Ver­men­ti­no Il Mag­gio­re 2015 Otta­via­no Lambruschi
Col­li di Luni Ver­men­ti­no Sar­ti­co­la 2015 La Baia del Sole – Federici
Dol­ce­ac­qua Bric­co Arca­gna 2014 Terre Bianche
Rivie­ra Ligu­re di Ponen­te Piga­to Bon in da Bon 2015 BioVio
Rivie­ra Ligu­re di Ponen­te Piga­to Le Mari­ge 2015 La Ginestraia


Kom­men­tar: Nicht alle, aber eini­ge der 3-Gläser-Weine konn­te ich in Rom ver­kos­ten. Alle sehr soli­de, ja deli­kat. Aber Spit­zen­wei­ne? Fehl­an­zei­ge. Die fein­wür­zi­gen Pigato-Weine aus der Gegend um Alben­ga haben mir noch am bes­ten gefal­len, vor allem der von Bio­Vio (viel­leicht lag es auch nur an der sym­pa­thi­schen Win­ze­rin und ihrem Mann). Auch die Vermentino-Weine aus dem süd­li­chen Ligu­ri­en (Coll di Luni) mun­de­ten gut. Die Sal­zig­keit der sar­di­schen Ver­men­ti­no errei­chen sie jedoch nicht. Über­haupt: Unter Spit­zen­wei­nen ver­ste­he ich etwas ande­res. Zur Ermu­ti­gung der „heroi­schen“ Win­zer der Regi­on sind die 3 Glä­ser jedoch gut geeignet.

Südtirol: die 3-Gläser-Weine


Süd­ti­rol Caber­net Pun­tay Ris. 2012 Erste+Neue
Süd­ti­rol Char­don­nay Löwen­gang 2013 Alo­is Lageder
Süd­ti­rol Gewürz­tra­mi­ner Aura­tus Cre­scen­do 2015 Ritterhof
Süd­ti­rol Gewürz­tra­mi­ner Brenn­tal Ris. 2014 Kel­le­rei Kurtatsch
Süd­ti­rol Gewürz­tra­mi­ner Nuss­bau­mer 2014 Kel­le­rei Tramin
Süd­ti­rol Gewürz­tra­mi­ner Vom Lehm 2015 Castelfeder
Süd­ti­rol Kal­ter­er­see Aus­le­se Sup. Bischofs­lei­ten 2015 Cas­tel Salegg
Süd­ti­rol Lag­rein Ris. 2013 Erb­hof Unter­ganz­ner – Jose­phus Mayr
Süd­ti­rol Lag­rein Taber Ris. 2014 Kel­le­rei Bozen
Süd­ti­rol Pinot Bian­co Prae­su­lis 2015 Gum­phof – Mar­kus Prackwieser
Süd­ti­rol Pinot Bian­co Sir­mi­an 2015 Kel­le­rei Nals Margreid
Süd­ti­rol Pinot Gri­gio St. Valen­tin 2014 Kel­le­rei St. Michael-Eppan
Süd­ti­rol Pinot Nero Bach­gart 2013 Maso Hem­berg – Klaus Lentsch
Süd­ti­rol Pinot Nero Tratt­mann Mazon Ris. 2013 Kel­le­rei Girlan
Süd­ti­rol St. Mag­da­le­na Cl. Ron­dell 2015 Glöggl­hof – Franz Gojer
Süd­ti­rol Sau­vi­gnon Lafòa 2014 Kel­le­rei Schreckbichl
Süd­ti­rol Sau­vi­gnon Mer­vin 2014 Burg­gräf­ler Kel­le­rei Meran
Süd­ti­rol Ter­lan Nova Domus Ris. 2013 Kel­le­rei Terlan
Süd­ti­rol Ter­lan Pinot Bian­co Eich­horn 2015 Manincor
Vinsch­gau Ries­ling 2014 Fal­ken­stein Franz Pratzner
Vinsch­gau Ries­ling Unter­ortl 2015 Unter­ortl – Cas­tel Juval
Eisack­tal Grü­ner Velt­li­ner 2015 Kuen­hof – Peter Pliger
Eisack­tal Pinot Gri­gio 2015 Köfer­er­hof – Gün­ther Kerschbaumer
Eisack­tal Syl­va­ner 2014 Gar­li­der – Chris­ti­an Kerschbaumer
Eisack­tal Syl­va­ner 2015 Tasch­ler­hof – Peter Wachtler
Eisack­tal Syl­va­ner Aris­tos 2015 Eisack­ta­ler Kellerei
Eisack­tal Syl­va­ner Prae­po­si­tus 2015 Klos­ter Neustift


Kom­men­tar: Süd­ti­rol ist mei­ner Mei­nung nach das der­zeit span­nends­te Anbau­ge­biet Ita­li­ens. Ers­tens wegen der Weiß­wei­ne, zwei­tens wegen des Pinot Nero (in Süd­ti­rol Blau­bur­gun­der genannt). Die 3-Gläser-Liste des Gam­be­ro Rosso spie­gelt die­se Situa­ti­on lei­der nicht rich­tig wider. Weiß­bur­gun­der, Grau­bur­gun­der, Char­don­nay, Sau­vi­gnon und der bei Ita­lie­nern so belieb­te Gewürz­tra­mi­ner – sie alle sind nach Auf­fas­sung der Juro­ren prä­mie­rungs­wür­dig. Dazu Syl­va­ner aus dem Eisack­tal und Ries­ling aus dem Vinsch­gau. Ob immer die rich­ti­gen Pro­du­zen­ten geehrt wur­den, kann ich nicht beur­tei­len. Immer­hin fällt auf, dass der Sau­vi­gnon St. Valen­tin von der Kel­le­rei St. Michael-Eppan, der ein Abon­ne­ment auf drei Glä­ser hat, dies­mal nur zwei bekam, und dass die Kel­le­rei Kal­tern dies­mal eben­so leer aus­ging wie die Kel­le­rei St. Pauls. Letz­te­re hat einen famo­sen, in Ton­am­pho­ren mai­sche­ver­go­re­nen Weiß­bur­gun­der namens Sanc­tis­si­mus gemacht, der vie­len in Süd­ti­rol gera­de­zu den Atem genom­men hat. Er taucht im Gam­be­ro Rosso nicht auf. Und dass die Kal­te­rer mit ihrem Pfarr­hof Caber­net dies­mal nicht durch­ge­drun­gen sind, wäh­rend die „Kon­kur­renz“ von der Ersten+Neuen mit ihrem Caber­net die 3 Glä­ser abräumt – das sorgt für reich­lich Gesprächs­stoff unter Wein­bau­ern, Som­me­liers und Funk­tio­nä­ren in und ums Etschtal.
Die neu­en Weiss­bur­gun­der Premium-Weine schei­nen über­haupt nicht im Ren­nen gewe­sen zu sein, sonst wären die Weiß­bur­gun­der Riser­va Renais­sance vom Gum­phof, der Appi­us von St. Michael-Eppan (Cuvée), der Pri­mo der Kel­le­rei Ter­lan und der erwähn­te Sanc­tis­si­mus aller­ers­te Wahl gewe­sen – selbst wenn es stimmt, dass die­se Wei­ne qua­si unter Aus­schluss der Öffent­lich­keit  pro­du­ziert werden.
Ein rich­tig schie­fes Bild ergibt sich, wenn man die Blau­bur­gun­der betrach­tet. Nur zwei Wei­ne sol­len preis­wür­dig sein? Wenn das stimm­te, müss­ten die Süd­ti­ro­ler einen Groß­teil ihrer Pinot Nero-Kulturen sofort roden. Wo ist Franz Haas, der gro­ße Blauburgunder-Pionier? Wo ist Got­tar­di? Wo ist Hof­stät­ter? (Hof­stät­ter wei­gert sich, dem Gam­be­ro Rosso Wein zur Ver­fü­gung zu stel­len). Vor allem: Wo ist der Vigna Gan­der der Kel­le­rei Gir­lan, der neue Blauburgunder-Star Süd­ti­rols? Mir scheint, hier stimmt etwas nicht mit der Aus­wahl der Gambero-Rosso-Leute.
Beim Lag­rein ist die Riser­va von Muri Gries durch­ge­fal­len, nor­ma­ler­wei­se einer der drei bes­ten Lag­rein Süd­ti­rols. Kann pas­sie­ren. Aber dass der Anthe­os, der viel­leicht bes­te St. Mag­da­le­na vom Ansitz Wald­gries, nicht aufs Trepp­chen kam, ist schon ein wenig befremd­lich. Auch sonst ver­misst man den einen oder ande­ren Wein, der eigent­lich regel­mä­ßig zur Spit­ze gehört. Bei ande­ren fragt man sich, ob sie ver­se­hent­lich nach oben gekom­men sind. Aber so ist das wohl immer, wenn es um Ran­kings geht.


Trentino: die 3-Gläser-Weine


Foja­neg­he Rosso 2012 Bos­si Fedrigotti
San Leo­nar­do 2011 San Leonardo
Terol­de­go Rot­a­lia­no Pini 2012 Rober­to Zeni
Tren­to Brut Alte­ma­si Graal Ris. 2009 Cavit
Tren­to Brut Domi­ni 2010 Aba­te Nero
Tren­to Brut Giu­lio Fer­ra­ri Riser­va del Fon­da­to­re 2005 Ferrari
Tren­to Brut Ris. 2010 Letrari
Tren­to Dos­ag­gio Zero Ris. 2011 Maso Martis
Tren­to Extra Brut Triden­tum 2009 Cesa­ri­ni Sforza
Tren­to Rota­ri Fla­vio Ris. 2008 Mezzacorona


Kom­men­tar: Beim Tren­ti­no möch­te ich mich zurück­hal­ten mit Kom­men­ta­ren, da ich die Tren­ti­ner Wei­ne in den letz­ten Jah­ren nicht sehr inten­siv ver­folgt habe. Mir fällt nur auf, dass die Trentodoc-Schaumweine den Löwen­an­teil der Prä­mie­run­gen aus­ma­chen. Zu Recht. Trotz­dem müss­ten eigent­lich die Weiß­wei­ne von Pojer + Sand­ri sowie die Terol­de­go von Fora­do­ri und De Ves­co­vi Ulz­bach im 3-Gläser-Reigen erschei­nen, fin­de ich.

Lombardei: die 3-Gläser-Weine


Brut 2011 Mon­su­pel­lo (Oltrepò Pavese)
Brut Far­falla Bal­la­bio (Oltrepò Pavese)
Fran­cia­cor­ta Brut Rosé Boké 2012 Villa
Fran­cia­cor­ta Dosa­ge Zéro Vin­ta­ge Coll­ec­tion 2011 Ca’ del Bosco
Fran­cia­cor­ta Extra Brut 2012 Ric­ci Curbastro
Fran­cia­cor­ta Extra Brut 2009 Lo Sparviere
Fran­cia­cor­ta Natu­re 61 2009 Gui­do Ber­luc­chi & C.
Fran­cia­cor­ta Non Dosa­to Bag­na­do­re Ris. 2009 Baro­ne Pizzini
Fran­cia­cor­ta Pas Dosé 33 Ris. 2009 Ferghettina
Fran­cia­cor­ta Pas Dosé Girola­mo Bosio Ris. 2009 Bosio
Fran­cia­cor­ta Pas Ope­ré 2009 Bellavista
Fran­cia­cor­ta Zero 2012 Con­ta­di Castaldi
Lug­a­na Molin 2015 Cà Maiol
Oltrepò Pave­se Brut ‘More 2012 Cas­tel­lo di Cigognola
Oltrepò Pave­se Viva­ce Cam­po del Mon­te 2015 F.lli Agnes
Oltrepò Pave­se Cru­a­sé Oltre­ne­ro Tenu­ta Il Bosco
Oltrepò Pave­se Pinot Nero Brut 1870 2012 Giorgi
Pinot Nero Ber­to­ne 2013 Con­te Vistarino
Valtel­li­na Sforz­a­to Albare­da 2013 Mame­te Prevostini
Valtel­li­na Sfur­sat 5 Stel­le 2013 Nino Negri
Valtel­li­na Sup. Gru­mel­lo Buon Con­siglio Ris. 2007 Ar.Pe.Pe.
Valtel­li­na Sup. Sas­sel­la Ris. 2012 Aldo Rainoldi
Valtel­li­na Sup. Val­gel­la Cà Moréi 2013 San­dro Fay


Kom­men­tar: Den Groß­teil der 3-Gläser-Weine stel­len die Schaum­wei­ne aus der Fran­cia­cor­ta dar – kein Wun­der ange­sichts der inter­na­tio­na­len Erfol­ge die­ser Metodo-Classico-Produkte. Auf­fällt, dass über­pro­por­tio­nal vie­le die­ser prä­mier­ten, fla­schen­ver­go­re­nen Schaum­wei­ne in der Geschmack­rich­tung Extra Brut bzw. Non Dosé lie­gen. Das ist nicht nur eine Mode­er­schei­nung. Wegen der mil­de­ren Säu­re (im Ver­gleich zum Cham­pa­gner) kom­men die Fran­cia­cor­ta mit weni­ger Dosa­ge aus – bei den 5 Jah­re und län­ger auf der Hefe lie­gen­den Wei­ne auch ganz ohne Dosa­ge. Gran­di­os der Zero Noir von Ca’del Bosco, exzel­lent der Pas Dosé von Fer­ghet­ti­na, phan­tas­tisch der Zero von Con­ta­di Gastal­di. Und auch die Schäu­mer von Ric­ci Cur­bastro, Lo Spar­vie­re und Bosio sind gro­ße Klas­se. Ber­luc­chi hät­te, bei allem Respekt für den (erst­mals erzeug­ten) Natur 61, noch ras­si­ge­re Pfer­de im Stall. Und auch der eine oder ande­re wei­te­re Pro­du­zent wür­de gut in die Para­de pas­sen. Die zwei­te lom­bar­di­sche Schaumwein-Appellation Oltrepò Pave­se kann da nicht ganz mit­hal­ten. Ihre Wei­ne ken­ne ich nicht sehr gut und muss mich mit Bewer­tun­gen zurück­hal­ten. Bleibt noch das Valtel­li­na, eine jahr­hun­der­te­al­te Nebbiolo-Appellation. In der Sfursat-Version (auch Sforz­a­to genannt), also aus getrock­ne­ten Trau­ben her­ge­stellt, erreicht der Wein sei­ne bes­ten (aber lei­der auch teu­ers­ten) Qua­li­tä­ten. Nino Negri, zum Impe­ri­um der Grup­po Ita­lia­no Vini, des größ­ten Wein­kon­glo­me­rats Ita­li­ens, gehö­rend, erzeugt seit Jah­ren einen lei­den­schaft­lich schö­nen, gleich­zei­tig moder­nen Wein in die­ser Stil­rich­tung, der jedes Jahr zu Recht die 3 Glä­ser erhält. Aller­dings steht ihm Mame­te Pre­vos­ti­ni mit sei­nem Sforz­a­to kaum nach.

Venetien: Die 3 Gläser-Weine


Ama­ro­ne del­la Val­po­li­cel­la Cl. Cal­ca­ro­le 2011 Guer­ri­e­ri Rizzardi
Ama­ro­ne del­la Val­po­li­cel­la Cam­po dei Gig­li 2012 Tenu­ta Sant’Antonio
Ama­ro­ne del­la Val­po­li­cel­la Cl. 2008 Vil­la Spinosa
Ama­ro­ne del­la Val­po­li­cel­la Cl. 2012 Allegrini
Ama­ro­ne del­la Val­po­li­cel­la Cl. 2008 Bertani
Ama­ro­ne del­la Val­po­li­cel­la Cl. 2012 David Sterza
Ama­ro­ne del­la Val­po­li­cel­la Cl. Casa dei Bepi 2011 Viviani
Ama­ro­ne del­la Val­po­li­cel­la Cl. La Fabri­se­ria Ris. 2011 F.lli Tedeschi
Ama­ro­ne del­la Val­po­li­cel­la Cl. Mon­te Ca’ Bian­ca 2011Lorenzo Begali
Ama­ro­ne del­la Val­po­li­cel­la Cl. Pun­ta di Vil­la 2011 Rober­to Mazzi
Ama­ro­ne del­la Val­po­li­cel­la Cl. Ser­gio Zena­to Ris. 2010 Zenato
Ama­ro­ne del­la Val­po­li­cel­la Cl. Vaio Arma­ron Serè­go Ali­ghie­ri 2011 Masi
Ama­ro­ne del­la Val­po­li­cel­la Cl. Vign. Mon­te Sant’Urbano 2012 Speri
Ama­ro­ne del­la Val­po­li­cel­la Pun­ta Tolot­ti 2012 Ca’ Rugate
Bar­do­li­no Cl. Vigna Mor­lon­go 2014 Vigne­ti Villabella
Car­tiz­ze Brut Vigna La Rivet­ta Vil­la Sandi
Col­li Eug­a­nei Caber­net Bor­go del­le Caset­te Ris. 2012 Il Filò del­le Vigne
Cus­to­za Sup. Ame­deo 2014 Cavalchina
Cus­to­za Sup. Ca’ del Magro 2014 Mon­te del Frà
Lug­a­na Mol­ceo Ris. 2014 Ottella
Mad­re 2014 Italo Cescon
Mon­tel­lo e Col­li Aso­la­ni Il Rosso dell’Abazia 2013 Ser­a­fi­ni & Vidotto
Soave Cl. Cam­po Vul­ca­no 2015 I Campi
Soave Cl. La Roc­ca 2014 Leo­nil­do Pieropan
Soave Cl. Le Bine de Cos­tio­la 2014 Tamellini
Soave Cl. Mon­te Car­bo­na­re 2014 Suavia
Soave Cl. Staf­or­te 2014 Gra­zia­no Prà
Soave Sup. Il Casa­le 2015 Ago­s­ti­no Vicentini
Soave Sup. Vigne­to Run­ca­ta 2014 Dal Cero – Tenu­ta di Cor­te Giacobbe
Val­d­ob­bia­de­ne Brut Par­ti­cel­la 68 2015 Sor­el­le Bronca
Val­d­ob­bia­de­ne Brut Rive di Col San Mar­ti­no Cuvée del Fon­da­to­re Gra­zia­no Merot­to 2015 Merotto
Val­d­ob­bia­de­ne Extra Dry Giu­s­ti­no B. 2015 Rug­ge­ri & C.
Val­d­ob­bia­de­ne Rive di San Pie­tro di Bar­boz­za Brut Natu­re Gran­de Cuvée del Fon­da­to­re Motus Vitae 2013 Bortolomiol
Val­po­li­cel­la Cl. Sup. Cam­po­ren­zo 2013 Mon­te dall’Ora
Val­po­li­cel­la Sup. 2012 Mar­co Mosconi
Val­po­li­cel­la Sup. 2013 Roc­co­lo Grassi
Val­po­li­cel­la Sup. Mit­has 2012 Cor­te Sant’Alda
Vene­zia Cris­ti­na Ven­dem­nia Tar­di­va 2013 Roeno


Kom­men­tar: Ama­ro­ne und Soave sind die bei­den Wei­ne, die den Ruf der Regi­on aus­ma­chen. So hat es den Anschein. Alles ande­re ist Bei­werk. Bei­werk? Der öko­no­misch wich­tigs­te Wein Vene­ti­ens ist heu­te der Pro­sec­co. Nach­dem jah­re­lang kein Pro­sec­co die 3 Glä­ser bekom­men hat, sind die­se Schaum­wei­ne seit gerau­mer Zeit „satis­fak­ti­ons­fä­hig“. Gut so. Denn man darf sie nicht mit Schaum­wei­nen der „klas­si­schen Metho­de“ (Fla­schen­gä­rung) ver­glei­chen. Dies­mal sind es gleich vier Pro­sec­co, die aus­ge­zeich­net wur­den. Jeden ken­ne und schät­ze ich. Dazu der Car­tiz­ze Vigna la Rivet­ta von Vil­la San­di: ein nahe­zu tro­cke­ner Car­tiz­ze, was neu und inso­fern unge­wöhn­lich ist, da ein Car­tiz­ze fast immer extra dry aus­ge­baut wird. Beim abend­li­chen Din­ner in Rom sass ich zufäl­lig neben Gian­car­lo Moret­ti Pole­ga­to, dem Besit­zer von Vil­la San­di, und er sag­te mir klipp und klar, dass die Cartizze-Produzenten umden­ken soll­ten und den Wein nicht zum Des­sert, son­dern zu Anti­pas­ti oder Pri­mi Piat­ti pla­nen soll­ten. Also Brut. Sei­ne Car­tiz­ze hat immer noch 12 Gramm Rest­sü­ße, aber auch über 7 Gramm Säu­re.  Wir tran­ken ihn zu einem Jakobsmuschel-Carpaccio.
Dass sechs wei­ße Soave-Weine den Sprung aufs Podi­um geschafft haben, freut mich eben­falls. Kei­nen konn­te ich pro­bie­ren. Aber ich weiß, dass die bes­ten Soave von heu­te mit denen von vor zehn Jah­ren nichts mehr gemein haben. Anders gesagt: Es sind teil­wei­se rich­tig gute Wei­ne gewor­den. Lei­der befin­det sich Soave wirt­schaft­lich in der Kri­se. Der Markt ist noch nicht bereit, höhe­re Prei­se für gute Qua­li­tät zu zah­len. Das Billig-Image lässt sich offen­bar nicht so leicht abschütteln.
Ansons­ten bleibt alles weit­ge­hend beim Alten. Beim Ama­ro­ne haben Pro­du­zen­ten wie La Bri­gal­dara, Musel­la, Zymè, Quin­tar­el­li dies­mal nur 2 (rote) Glä­ser ver­bu­chen kön­nen. Die Inspek­to­ren des Gam­be­ro Rosso wer­den ihre Grün­de gehabt haben. Dal For­no, der her­aus­ra­gen­de Amarone-Produzent, ist schon län­ger nicht mehr im Gam­be­ro Rosso gelis­tet. Aber Stars holen sich ihre Aner­ken­nung nicht von ein­hei­mi­schen Jour­na­lis­ten, son­dern von Par­ker, Gal­lo­ni und ande­ren. Sie geben Dal For­nos Ama­ro­ne bis zu 99 Punkten.
Inter­es­sant zu beob­ach­ten, dass nur ein Bar­do­li­no, aber vier Val­po­li­cel­la Supe­rio­re es in die höchs­ten Rän­ge geschafft haben. Deu­tet sich da ein Revi­val des viel­fach belä­chel­ten ein­fa­chen Val­po­li­cel­la an? Siegt er am Ende sogar über den popu­lä­ren Ripasso?

Friaul-Julisch Venetien: die 3-Gläser-Weine


Carso Mal­va­sia Dileo 2015 Castelvecchio
Char­don­nay 2015 di Lenardo
Col­lio Bian­co Broy 2015 Euge­nio Collavini
Col­lio Bian­co Sol­ar­co 2015 Livon
Col­lio Friu­la­no 2015 Schiopetto
Col­lio Friu­la­no 2015 Fiegl
Col­lio Friu­la­no 2015 Doro Princic
Col­lio Friu­la­no 2015 Rus­siz Superiore
Col­lio Mal­va­sia 2015 Ron­co dei Tassi
Col­lio Ribol­la Gial­la di Osla­via Ris. 2012 Primosic
Col­lio Sau­vi­gnon 2015 Tia­re – Rober­to Snidarcig
Desi­de­ri­um I Fer­ret­ti 2013 Tenu­ta Luisa
Friu­li Col­li Ori­en­ta­li Bian­co Illi­vio 2014 Livio Felluga
Friu­li Col­li Ori­en­ta­li Bian­co LaLin­da 2014 La Tunella
Friu­li Col­li Ori­en­ta­li Friu­la­no 2015 Tenu­ta di Angoris
Friu­li Col­li Ori­en­ta­li Friu­la­no No Name 2015 Le Vigne di Zamò
Friu­li Col­li Ori­en­ta­li Pinot Bian­co Myò 2015 Zorzettig
Friu­li Col­li Ori­en­ta­li Pinot Gri­gio 2015 Tor­re Rosazza
Friu­li Col­li Ori­en­ta­li Sau­vi­gnon Lien­de 2015 La Viarte
Friu­li Col­li Ori­en­ta­li Sau­vi­gnon Zuc di Vol­pe 2015 Vol­pe Pasini
Friu­li Gra­ve Pinot Bian­co 2015 Le Monde
Mal­va­sia 2013 Skerk
Pinot Gri­gio 2015 Jermann
Ribol­la Gial­la 2012 Dami­jan Podversic
Ribol­la Gial­la 2008 Gravner
Tal Lùc Cuvée Spe­cia­le Lis Neris


Kom­men­tar: Wegen Zeit­man­gels konn­te ich die fri­aul­schen Wei­ne nicht ver­kos­ten. Ich habe nur regis­triert, dass die Gambero-Rosso-Leute hin­ge­ris­sen von den 2015er Weiß­wei­nen sind. Das muss nichts hei­ßen. Nach 2014 ist auch Nor­ma­les zum Jubeln und Jauch­zen. Immer­hin ist dies­mal auch ein Pinot Bian­co unter den Sie­gern, obwohl die Reb­sor­te, die einst ein Aus­hän­ge­schild für das Fri­aul war, inzwi­schen zu einem kläglich-kleinen Rest zusam­men­ge­schrumpft ist. Dass der Friu­la­no (frü­her: Tocai) gleich sechs­mal in der Lis­te auf­taucht, erstaunt mich dage­gen. In einem war­men Jahr wie 2015 ist er, fürch­te ich, noch fet­ter als sonst. Doch das ist nur eine Ver­mu­tung. Übri­gens sind mit Grav­ner, Pod­ver­sic, Pri­mo­sic gleich drei mai­sche­ver­go­re­ne Weiß­wei­ne unter den Prä­mier­ten. Mutig.

 

Emilia Romagna: die 3-Gläser-Weine


Col­li di Par­ma Rosso „Mon­te del­le Vigne“ 2014 Mon­te del­le Vigne
Col­li di Rimi­ni Caber­net Sau­vi­gnon „Monte­pi­ro­lo“ 2012 San Patrignano
Lam­brusco di Mode­na Brut Rosé M. Cl. 2012 Can­ti­na del­la Volta
Lam­brusco di Sor­ba­ra del Fon­da­to­re 2015 Chiar­li Tenute Agricole
Lam­brusco di Sor­ba­ra Sec­co Rito 2015 Zucchi
Lam­brusco di Sor­ba­ra Vigna del Cris­to 2015 Cavicchioli
Reg­gi­a­no Lam­brusco Con­cer­to 2015 Erme­te Medi­ci & Figli
Roma­gna Alba­na Pas­si­to Regi­na di Cuo­ri Ris. 2012 Gallegati
Roma­gna Alba­na Sec­co I Crop­pi 2015 Celli
Roma­gna San­gio­ve­se Modi­glia­na I Pro­bi di Papia­no Ris. 2013 Vil­la Papiano
Roma­gna San­gio­ve­se Modi­glia­na Sup. Vigna 1922 Ris. 2013 Tor­re San Martino
Roma­gna San­gio­ve­se Sup. Goden­za 2014 Noelia Ricci
Roma­gna San­gio­ve­se Sup. Lim­bec­ca 2014 Pao­lo Francesconi
Roma­gna San­gio­ve­se Sup. Vigna del Gene­ra­le Ris. 2013 Fat­to­ria Nicolucci


Kom­men­tar: Ich habe die Wei­ne der Emi­lia Roma­gna in Rom nicht degus­tie­ren kön­nen. Die Zeit war zu knapp, und die Degustations-Kapazität eines Men­schen ist begrenzt, vor allem, wenn ihm nur weni­ge Stun­den zur Ver­fü­gung ste­hen. Ein paar Anmer­kun­gen aus den Gesprä­chen mit Ver­kos­tern des Gam­be­ro Rosso kann ich jedoch wie­der­ge­ben. Da ist zuerst der Lam­brusco, das vino­lo­gi­sche Mar­ken­zei­chen der Emi­lia. Die­ser per­len­de oder auch schäu­men­de Rot­wein, der bei uns in Deutsch­land gern belä­chelt wird, hat in sei­nen bes­ten Qua­li­tä­ten Ein­gang in die Rega­le renom­mier­ter Öno­the­ken Ita­li­ens gefun­den, auch in die Lis­ten der berühm­tes­ten Restau­rants zumin­dest der Regi­on. Das gilt vor allem für den Lam­brusco di Sor­ba­ra, einen fast rosé­far­be­nen Wein, der teil­wei­se wie ein Cham­pa­gner auf der Fla­sche ver­go­ren wird. Die zustän­di­gen Tes­ter sind hoch­er­freut, dass die­ser Lam­brusco immer häu­fi­ger von klei­nen, hand­werk­lich arbei­ten­den Erzeu­gern ent­deckt und zur Per­fek­ti­on gebracht wird. Aus­ser­halb der Lambrusco-Welt gibt es in der Emi­lia wenig Grund zum Jubeln. Viel Rou­ti­ne, viel Kom­mer­zi­el­les, wenig Terroir-Weine. Von den 3 Glä­sern für den Caber­net Sau­vi­gnon Monte­pi­ro­lo sind, so scheint mir, weni­ger dem Wein gewid­met als der bewun­derns­wer­ten kari­ta­ti­ven Ziel­set­zung der Gemein­schaft von San Pat­rigna­no, die dro­gen­ab­hän­gi­ge Jugend­li­che resozialisiert.
Die Roma­gna, also die Gegend von Bolo­gna bis nach Rimi­ni, ist vor allem Sangiovese-Land. Doch die „Gam­be­ri­ni“, wie die Tes­ter manch­mal scherz­haft genannt wer­den, sind nicht begeis­tert von der sti­lis­ti­schen Ent­wick­lung, die die­ser Wein der­zeit durch­macht: zu üppig, zu sehr in die Brei­te gehend, über­reif, zu wenig Fri­sche und Frucht – so lau­tet ihre Kri­tik. Ich erlau­be mir anzu­mer­ken: Genau die­sen Stil haben die Damen und Her­ren des Gam­be­ro Rosso jah­re­lang prä­miert. Ähn­li­ches kann man bei dem ein­zi­gen inter­es­san­ten Weiss­wein der Roma­gna beob­ach­ten, dem Alba­na. Die Win­zer ver­su­chen, ihm mehr Fül­le zu geben, was auf Kos­ten der Fri­sche geht. Löb­li­che Aus­nah­me: der Alba­na von Cel­li. Er wur­de dann auch als ein­zi­ger mit den begehr­ten 3 Glä­sern prämiert.

Mar­ken: die 3 Gläser-Weine


Cas­tel­li di Jesi Ver­dic­chio Cl. Cri­sio Ris. 2013 CasalFarneto
Cas­tel­li di Jesi Ver­dic­chio Cl. Lau­ro Ris. 2013 Mattioli
Cas­tel­li di Jesi Ver­dic­chio Cl. Sal­ma­ria­no Ris. 2013 Marot­ti Campi
Cas­tel­li di Jesi Ver­dic­chio Cl. San Pao­lo Ris. 2013 Pievalta
Cas­tel­li di Jesi Ver­dic­chio Cl. San Sis­to Ris. 2014 Fazi Battaglia
Cas­tel­li di Jesi Ver­dic­chio Cl. Uto­pia Ris. 2013 Montecappone
Cas­tel­li di Jesi Ver­dic­chio Cl. Vil­la Buc­ci Ris. 2014 Bucci
Cone­ro Cam­po San Gior­gio Ris. 2011 Uma­ni Ronchi
Offi­da Peco­ri­no Arte­mi­sia 2015 Spinelli
Kupra 2013 Oasi degli Angeli
Offi­da Peco­ri­no Gui­do Coc­ci Grif­o­ni 2013 Tenu­ta Coc­ci Grifoni
Offi­da Peco­ri­no Rêve 2014 Velenosi
Offi­da Rosso Vign­agiu­lia 2013 Dianetti
Ver­dic­chio dei Cas­tel­li di Jesi Cl. Sup. Il Prio­re 2014 Spara­pa­ni – Fra­ti Bianchi
Ver­dic­chio dei Cas­tel­li di Jesi Cl. Sup. Mis­co 2015 Tavignano
Ver­dic­chio dei Cas­tel­li di Jesi Cl. Sup. Sab­bio­na­re 2015 Sabbionare
Ver­dic­chio di Mate­li­ca Col­les­te­fa­no 2015 Collestefano
Ver­dic­chio di Mate­li­ca Mir­um Ris. 2014 Monacesca
Ver­dic­chio di Mate­li­ca Vign. B. 2015 Belisario
Ver­dic­chio di Mate­li­ca Vign. Foglia­no 2013 Bisci


Kom­men­tar: Die Weiß­wei­ne neh­men in der Gam­be­ro Rosso-Siegerliste 16 von ins­ge­samt 20 Wei­nen ein – Beweis dafür, dass die Regi­on Mar­ken ein Wan­del statt­ge­fun­den hat. Die roten Wei­ne tre­ten in die zwei­te Rei­he zurück. Der Cone­ro ist nur noch ein­mal ver­tre­ten (Uma­ni Ron­chi), der Rosso Pice­no und der Rosso Cone­ro tau­chen gar nicht mehr als 3-Gläser-Weine auf. Nach Aus­sa­gen der Gambero-Rosso-Experten liegt das dar­an, dass die Montepulciano-Traube gut ist für Kon­zen­tra­ti­on, hohe Extrak­te und hohen Alko­hol­ge­halt, aber nicht für Geschmei­dig­keit und Ele­ganz. Da ist wohl etwas dran.
Von den 16 Weiß­wei­nen, die prä­miert wur­den, sind 14 aus Verdicchio- und zwei aus  Pecorino-Trauben – bei­des auto­chtho­ne Sor­ten, bei­de sträf­lich unter­schätzt (nach mei­ner Mei­nung). Sie erge­ben kei­ne Hoch­ge­wäch­se, aber mineralisch-fruchtige Wei­ne im medi­ter­ra­nen Stil, wie sie die Wein­trin­ker in aller Welt lie­ben, vor allem die, der ita­lie­ni­schen Küche zuge­neigt sind.
Die Aus­wahl, die der Gam­be­ro Rosso getrof­fen hat, ist okay. Sie hät­te nach mei­nen Ver­kos­tun­gen auch anders aus­fal­len kön­nen, aber ich unter­stel­le, dass die Juro­ren inten­si­ver und genau­er pro­bie­ren konn­ten als ich ste­hend im Schnell­durch­gang. Inten­si­ver habe ich mich nur mit dem Ver­dic­chio Mis­co von der Tenu­ta di Tavigna­no befasst, der zum Weiß­wein des Jah­res gekrönt wur­de. Ich hat­te die Auf­ga­be, die ent­spre­chen­de Urkun­de an die Win­ze­rin zu über­rei­chen. Hab ich ger­ne getan, aber dass der Mis­co – bei allem Respekt – nun ganz oben in der Liga der ita­lie­ni­schen Weiß­wei­ne spie­len soll, das kann ich mir dann doch nur schwer vor­stel­len. Allein die bei­den Pecorino-Weine haben mir in ihrer Wild­heit und extre­men Mine­ra­li­tät ein klein wenig bes­ser gefallen.


Umbrien: die 3-Gläser-Weine


Breccia­ro 2014 Bussoletti
Cer­va­ro del­la Sala 2014 Cas­tel­lo del­la Sala
Mon­te­fal­co Sagran­ti­no 2012 Pardi
Mon­te­fal­co Sagran­ti­no Cam­po alla Cer­qua 2012 Tabarrini
Mon­te­fal­co Sagran­ti­no Coll­epia­no 2012 Arnal­do Caprai
Orvie­to Clas­si­co Supe­rio­re Cam­po del Guar­dia­no 2014 Palazzone
Orvie­to Clas­si­co Supe­rio­re Il Bian­co 2015 Decug­na­no dei Barbi
Orvie­to Clas­si­co Supe­rio­re Lui­gi e Gio­van­na 2013 Barberani
Todi Gre­chet­to Supe­rio­re Fior­fio­re 2014 Roccafiore
Tor­gi­a­no Rosso Rubes­co Vigna Mon­ti­c­chio Ris. 2011 Lungarotti


Kom­men­tar: Umbri­en habe ich schon ein paar Jah­re nicht mehr bereist und auch bei der Prä­sen­ta­ti­on in Rom habe ich auf eine Ver­kos­tung der Wei­ne ver­zich­tet. Ganz all­ge­mein lässt sich soviel sagen: Umbri­en setzt seit eini­gen Jah­ren ver­stärkt auf Weiß­wei­ne. Die wich­tigs­te Sor­te ist dies­be­züg­lich die Gre­chet­to, die die Basis für den Orvie­to bildet.
Drei Orvieto-Weine ste­hen des­halb nicht zufäl­lig auf dem Trepp­chen, genau genom­men, sogar vier, wenn man Antino­ris Cer­va­ro del­la Sala mit dazu zählt (der zwar im Anbau­ge­biet von Orvie­to wächst, aber als Basis Char­don­nay hat und nur 15 Pro­zent Gre­chet­to auf­weist und des­halb sich nicht Orvie­to nen­nen darf).  Der Cer­va­ro del­la Sala, im Bur­gun­der­stil vini­fi­ziert, ist für mich einer zehn gro­ßen Weiß­wei­ne Ita­li­ens. Aber die „ech­ten“ Orvie­to von Decug­na­no dei Bar­bi und Bab­era­ni kom­men ihm laut Aus­sa­ge der Gam­be­ro Rosso-Inspektoren dies­mal sehr nahe.
Noch begeis­ter­ter sind „Gam­be­ri­ni“ aller­dings vom Fior­fio­re des Wein­guts Roc­ca­fio­re, einem bio­dy­na­misch erzeug­tem Gre­chet­to aus Todi, der die neue Weisswein-Messlatte dar­stel­len soll. Die Wie­der­ent­de­ckung der wei­ßen Sor­te Treb­bia­no Spo­le­ti­no schlägt sich in der Sie­ger­lis­te dage­gen nicht nie­der. Doch wer­den meh­re­re die­ser Weiß­wei­ne mit zwei Glä­sern bedacht, Rai­na und Per­ti­ca­ia sogar mit zwei roten Gläsern.
Der Mon­te­fal­co Sagran­ti­no, der wich­tigs­te Rot­wein Umbri­ens, hat dies­mal nicht die Her­zen der Juro­ren höher schla­gen las­sen. Der Jahr­gang 2012 war zu kom­pli­ziert, sagen sie, die Wei­ne zu hart und wenig kom­plex. Nur Caprai und Tabar­ri­ni dür­fen sich mit drei Glä­sern schmücken.


Abruzzen und Molise: die 3-Gläser-Weine


Cera­suo­lo d’Abruzzo Vil­la Gem­ma 2015 Masciarelli
Mon­te­pul­cia­no d’Abruzzo 2012 Valentini
Mon­te­pul­cia­no d’Abruzzo 2014 Vil­la Medoro
Mon­te­pul­cia­no d’Abruzzo Amo­r­i­no 2012 Castorani
Mon­te­pul­cia­no d’Abruzzo Chro­ni­con 2013 Zaccagnini
Mon­te­pul­cia­no d’Abruzzo Col­li­ne Tera­ma­ne Zan­na Ris. 2011 Illuminati
Mon­te­pul­cia­no d’Abruzzo Luì 2013 Terraviva
Mon­te­pul­cia­no d’Abruzzo Mo Ris. 2012 Tollo
Peco­ri­no 2015 Tiberio
Peco­ri­no Fron­to­ne 2013 Catal­di Madonna
Treb­bia­no d’Abruzzo Bian­chi Gril­li per la Tes­ta 2014 Tor­re dei Beati
Treb­bia­no d’Abruzzo V. del Con­ven­to di Capestra­no 2014 Val­le Reale


Kom­men­tar: Die Regi­on Abruz­zen, jahr­zehn­te­lang geprägt von Genos­sen­schaf­ten und der Wein­in­dus­trie, hat sich in den letz­ten Jah­ren abseits der gro­ßen Öffent­lich­keit zu einer dyna­mischs­ten Regio­nen Ita­li­ens ent­wi­ckelt. Vie­le Wein­bau­ern, die frü­her ihre Trau­ben brav an die Genos­sen­schaf­ten ablie­fer­ten, erzeu­gen jetzt selbst Wein. Und vie­le jun­ge, gut aus­ge­bil­de­te Win­zer­söh­ne und -töch­ter haben sich ent­schlos­sen, ihre Arbeit in den Wein zu inves­tie­ren statt sich von düs­te­ren Berufs­aus­sich­ten depri­mie­ren zu las­sen. Dass Abruz­zen fei­ne Wei­ne erzeu­gen kann, steht außer Fra­ge. Valen­ti­ni und Mascia­rel­li bewei­sen es seit Jah­ren. Auch dies­mal wur­den sie wie­der mit 3 Glä­sern aus­ge­zeich­net. Dass es im Fal­le von Mascia­rel­lo eine Rosé wur­de, über­rascht mich (und ande­re). Bei allem Respekt für den Wein: mit 2 Glä­sern wäre er mehr als gut bedient. Valen­ti­nis Rosé, den ich aus frü­he­ren Ver­kos­tun­gen ken­ne, hät­te dage­gen die 3 Glä­ser ver­dient (und frü­her auch regel­mäs­sig bekom­men): ein Cera­suo­lo von einem ande­ren Stern. Der Mon­te­pul­cia­no d’Abruzzo ist frei­lich auch ein wür­di­ger Ver­tre­ter der Regi­on. Mehr noch: ein Leuchtturm.
Ansons­ten befrem­det mich die Aus­wahl der Gambero-Rosso-Juroren schon ein wenig: zu wenig Weiß­wein, zu viel Mon­te­pul­cia­no. Obwohl die 3-Gläser-Montepulciano alle von renom­mier­ten Pro­du­zen­ten kom­men, sind die meis­ten, die ich ver­kos­ten konn­te, sper­rig, wild, unba­lan­ciert mit unge­ho­bel­tem Tan­nin und oft über­rei­fen und gleich­zei­tig grü­nen Noten. Ob die Wei­ne mit den Jah­ren aus­ge­wo­ge­ner wer­den, weiß nur der lie­be Gott. Ich habe mei­ne Zweifel.
Noch mehr befrem­det mich aber, dass nur zwei Pecorino-Weißweine und kein ein­zi­ger Passerina-Weißer unter den Prä­mier­ten sind. In den hoch gele­ge­nen Wein­ber­gen an den Hän­gen des Apen­nin, wo die Böden extrem karg und stei­nig sind, brin­gen die­se bei­den Sor­ten Wei­ne von einer Mine­ra­li­tät her­vor, die es sonst nir­gend­wo in Ita­li­en gibt.


Molise: die 3-Gläser-Wein


Moli­se Tin­ti­lia 2013 Di Majo Norante


Kom­men­tar: Tin­ti­lia ist die wohl hoch­wer­tigs­te rote Sor­te in Moli­se, und was Di Majo Noran­te dar­aus macht, ist aller Ach­tung wert. Der Ehr­lich­keit halb soll­te aber hin­zu­ge­fügt wer­den, dass die­ser Wein nicht mit ande­ren gro­ßen Rot­wei­nen des Lan­des auf Augen­hö­he ist.


Lati­um: Die 3-Gläser-Weine


Anti­um Bel­lo­ne 2015 Casa­le del Giglio
Cesa­ne­se del Piglio Sup. Her­ni­cus 2014 Colet­ti Conti
Fiorano Rosso 2011 Tenu­ta di Fiorano
Fras­ca­ti Sup. Epos Ris. 2015 Pog­gio Le Volpi
Habe­mus 2014 San Giovenale
Mon­ti­a­no 2014 Falesco
Pog­gio del­la Cos­ta 2015 Ser­gio Mottura


Kom­men­tar: Sehr kri­tisch gehen die Juro­ren des Gam­be­ro Rosso mit den Wei­nen aus Lati­um zu Gericht. Beson­ders zahl­reich waren die 3-Gläser-Weine aus die­ser mit­tel­ita­lie­ni­schen Regi­on nie. Aber jetzt sind sie noch weni­ger gewor­den, was nach Gambero-Rosso-Version auf die pro­ble­ma­ti­schen Jahr­gän­ge 2014 (reg­ne­risch) und 2015 (zu heiß) zurück­zu­füh­ren ist. Bes­ser gesagt: dar­auf, dass die Win­zer sich schwer getan haben, mit den kli­ma­ti­schen Unbil­den umzu­ge­hen. Beson­ders in der Frascati-Region süd­lich von Rom, aber auch um Viter­bo im Nor­den haben nur weni­ge Win­zer so sorg­fäl­tig ver­le­sen, dass gute Wei­ne her­aus­ge­kom­men sind. Ein muti­ges jour­na­lis­ti­sches State­ment! Am Ende sind die Klas­si­ker übrig­ge­blie­ben: der Cab­ernt franc Habe­mus von San Gio­ve­na­le, der Mon­ti­a­no von Fales­co (Bor­deaux Cuvée) und der wei­ße Pog­gio alla Cos­ta (Gre­chet­to) von Ser­gio Mot­tu­ra. Zustim­mung ja, Begeis­te­rung nein.

 

Apulien: die 3-Gläser-Weine


Cas­tel del Mon­te Nero di Troia Otta­go­no Ris. 2014 Torrevento
Gioia del Col­le Pri­mi­tivo 17 2013 Polvanera
Gioia del Col­le Pri­mi­tivo Muro Sant’Angelo Con­tra­da Bar­bat­to 2013 Chiaromonte
Gioia del Col­le Pri­mi­tivo Ris. 2013 Can­ti­ne Tre Pini
Gioia del Col­le Pri­mi­tivo Sena­to­re 2010 Coppi
Negro­ama­ro 2014 Carvinea
Oltre­mé Sus­uma­ni­ello 2015 Tenute Rubino
Pri­mi­tivo di Man­du­ria 2015 Felline
Pri­mi­tivo di Man­du­ria Pas­so del Car­di­na­le 2014 Can­ti­ne Pao­lo Leo
Pri­mi­tivo di Man­du­ria Rac­con­ta­mi 2014 Ves­pa – Vignai­o­li per Passione
Sali­ce Salen­ti­no Rosso 50° Ven­dem­mia 2014 Leo­ne De Castris
Sali­ce Salen­ti­no Rosso Sel­va­ros­sa Ris. 2013 Can­ti­ne Due Palme


Kom­men­tar: Schwer nach­zu­voll­zie­hen, dass 7 von 12 Sie­ger­wei­nen den Namen Pri­mi­tivo auf dem Eti­kett tra­gen. Hoch­gra­dig beliebt zwar bei „Lecker­trin­kern“ wegen ihrer süßen Mon-Chérie-Note, von ernst­haf­ten Wein­trin­kern jedoch vehe­ment abge­lehnt und nie­der­ge­schrie­ben. Ich habe die prä­mier­ten Wei­ne pro­biert, vor allem den angeb­lich so ele­gan­ten und zum „Rot­wein des Jah­res“ erklär­ten Gioa di Col­le Pri­mi­tivo „Muro Sant’Angelo Con­tra­da Bar­bat­ta“ von Chia­ro­mon­te. Cha­rak­ter: behä­big. Geschmack: ein­di­men­sio­nal. Trink­fluss: null. Oder den hoch­ge­lob­ten Gioia del Col­le Pri­mi­tivo „Sena­to­re“ aus der Kel­le­rei Cop­pi: schwarz­rot in der Far­be, mit süßer, sirup­ar­ti­ger Frucht, geschmol­ze­ner Scho­ko­la­de, 16,5 Vol.% Alko­hol. Er macht mich rat­los. Was soll so ein mop­si­ger Wein? Wenn man böse ist, könn­te man sagen: ein schlech­ter Port. Die prä­mier­ten Negroamaro-Weine mögen regio­nal über­zeu­gen,  genü­gen aber inter­na­tio­na­len Maß­stä­ben nicht, jeden­falls nicht denen von Spit­zen­wei­nen. Ein klei­ner Licht­blick ist der rote Sus­uma­ni­ello, der eine gewis­se Fri­sche zeigt und ohne auf­dring­li­che meri­dio­na­le Noten aus­kommt. Mein Urteil steht fest: Apu­li­en ist das Land ein­fa­cher, deli­ka­ter Weiß­wei­ne und erfri­schen­der Rosés. Dazu kom­men vie­le Rot­wei­ne – aber nur weni­ge interessante.


Kampanien: die 3-Gläser-Weine


Cai­atì 2014 Alois
Cam­pi Fle­grei Pie­di­rosso 2015 Agnanum
Cos­ta d’Amalfi Furo­re Bian­co 2015 Mari­sa Cuomo
Cos­ta d’Amalfi Ravel­lo Bian­co Vigna Grot­ta Pia­na 2015 Sammarco
Falang­hi­na del San­nio Bian­cu­zi­ta 2014 Tor­re a Oriente
Falang­hi­na del San­nio Jana­re 2015 La Guardiense
Falang­hi­na del San­nio Sve­la­to 2015 Terre Stregate
Falang­hi­na del San­nio Tab­ur­no 2015 Fontanavecchia
Fia­no di Avel­li­no 2015 Col­li di Lapio
Fia­no di Avel­li­no 2015 Sar­no 1860
Fia­no di Avel­li­no 2014 Ciro Picariello
Fia­no di Avel­li­no 2014 Roc­ca del Principe
Fia­no di Avel­li­no Pie­t­ra­ma­ra 2015 Favati
Fia­no di Avel­li­no V. del­la Con­gre­ga­zio­ne 2015 Vil­la Diamante
Gre­co di Tufo 2015 Pietracupa
Gre­co di Tufo V. Cico­gna 2015 Ferrara
Mon­te­ve­tra­no 2014 Montevetrano
Paes­tum Bian­co 2015 San Giovanni
Sab­bie di Sopra il Bosco 2014 Nan­ni Copè
Tau­ra­si Cos­te 2011 Con­tra­de di Taurasi
Tren­ten­are 2015 San Salvatore
Zag­reo 2015 I Cacciagalli


Kom­men­tar: Nea­pel und sein Hin­ter­land sei die ita­lie­ni­sche Regi­on, die die meis­ten Neu­ent­de­ckun­gen bereit­hält, mei­nen die Damen und Her­ren des Gam­be­ro Rosso. Auch unter den 3-Gläser-Weinen sind meh­re­re Neu­lin­ge. Etwa der rote Pie­di­rosso des Wein­guts Agna­num in den Cam­pi Fle­grei am nörd­li­chen Stadt­rand von Nea­pel. Oder der Ravel­lo Bian­co des 80jährigen Etto­re Samm­ar­co, der auf den Handtuch-kleinen, schwer zugäng­li­chen Par­zel­len der amal­fi­ta­ni­schen Küs­te einen tol­len Weiß­wein kel­tert. Schließ­lich meh­re­re Fia­no di Avel­li­no der Tenu­ta Sar­no 1860 und der in Ton­am­pho­ren auf der Mai­sche ver­go­re­ne Zag­reo, ein Orange-Wein aus Fiano-Trauben, gewach­sen am Fuße des (erlo­sche­nen) Vul­kans Roc­ca­mon­fi­na. Oder der bei Paes­tum gewach­se­ne Fia­no „Tren­ten­are“ des Hote­liers und Mozzarella-Produzenten Gior­gio Pagano.
Über­haupt sind Weiß­wei­ne die Stär­ke die­ser süd­ita­lie­ni­schen Regi­on gewor­den. Fia­no di Avel­li­no und Gre­co del Tufo waren und blei­ben die Spit­zen­ge­wäch­se. Aber Mari­sa Cuo­mo aus Furo­re an der amal­fi­ta­ni­schen Küs­te erzeugt seit Jah­ren mit ihrem Fior­du­va einen der rars­ten und bes­ten Weiß­wei­ne Ita­li­ens. In die­sem Jahr haben es die Inspek­to­ren des Gam­be­ro Rosso aller­dings vor­ge­zo­gen, ihren ein­fa­che­ren Furo­re Bian­co zu prä­mie­ren. In den letz­ten Jah­ren sind die Falanghina-Weine aus dem San­nio um die Stadt Beneven­to dazu­ge­kom­men. Wer denkt, Weiß­wei­ne aus die­sen Brei­ten­gra­den besä­ßen kei­ne Säu­re, soll­te sie mal pro­bie­ren. Ich per­sön­lich prä­fe­rie­re in die­sem Jahr den Falang­hi­na von Fon­tana­vec­chia. Nicht schlecht auch der hoch­mi­ne­ra­li­sche Caiati aus Pallagrello-Trauben, einer sel­te­nen, fast schon aus­ge­stor­be­nen Sor­te, die in eini­gen alten Wein­gär­ten der Vul­kan­zo­ne um Caser­ta noch zu fin­den ist.
Die Rot­wei­ne Kam­pa­ni­ens dage­gen waren nicht so über­zeu­gend. Häu­fig domi­niert das Neu­holz – 40 Jah­re nach Ein­füh­rung des Bar­ri­ques in Ita­li­en soll­te das eigent­lich nicht pas­sie­ren. Eine löb­li­che Aus­nah­me, davon habe ich mich degus­t­a­to­risch über­zeu­gen kön­nen, war der Mon­te­ve­tra­no aus dem Hin­ter­land von Saler­no, eine Cuvée aus Caber­net Sau­vi­gnon, Aglia­ni­co und Mer­lot, die Robert Par­ker ein­mal über­mü­tig „Sas­si­ca­ia des Südens“ bezeich­net hat­te. Trotz Dau­er­re­gens hat Sil­via Impa­ra­to  in 2014 einen fei­nen, aro­men­star­ken Wein auf die Fla­sche gebracht. Bei den Taurasi-Weinen gab es weni­ger Aus­zeich­nun­gen. 2011 und 2012 waren war­me bis hei­ße Jah­re, was die Qua­li­tät nicht begüns­tigt. Der Tau­ra­si von Con­tra­de di Tau­ra­si hat wahr­schein­lich davon pro­fi­tiert, dass er aus bio­lo­gi­schem Anbau stammt. Ohne Stick­stoff­dün­ger und Bewäs­se­rung wur­zeln die Reben tie­fer im Boden als bei kon­ven­tio­nel­lem Anbau. Ein gro­ßer Rot­wein ist die­ser Tau­ra­si, par­don, jedoch nicht. Alle ande­ren Rot­wein­pro­du­zen­ten müs­sen sich in Demut üben, ein­schließ­lich Mastro­berar­di­no, Feu­di di San Gre­go­rio, Vil­la Mati­le und Galar­di, der für sei­nen nor­ma­ler­wei­se hoch gelob­ten Ter­ra di Lavoro in 2014 nicht ein­mal zwei rote Glä­ser bekom­men hat.


Basilicata: die 3-Gläser-Weine


Aglia­ni­co del Vul­tu­re Gri­cos 2014 Grifal­co del­la Lucania
Aglia­ni­co del Vul­tu­re Il Reper­to­rio 2014 Can­ti­ne del Notaio
Aglia­ni­co del Vul­tu­re Re Man­fre­di 2013 Re Man­fre­di – Can­ti­na Terre degli Svevi
Aglia­ni­co del Vul­tu­re Tito­lo 2014 Ele­na Fucci


Kom­men­tar: Den Agli­an­co von Grifal­co del­la Luca­nia ken­ne ich nicht, mit den drei ande­ren Wei­nen bin ich hun­dert­pro­zen­tig ein­ver­stan­den. Auch ver­mis­se ich kei­nen Kan­di­da­ten. Der Agli­an­co von Basi­lis­co, der jah­re­lang ein Abo auf die 3 Glä­ser hat­te, schien sich mir nicht zwin­gend auf­zu­drän­gen (hat­te ihn vor ein paar Wochen in Mün­chen pro­biert). Das Wein­gut gehört seit eini­gen Jah­ren zu Feu­di di San Gre­go­rio. Der Aglia­ni­co Don Ansel­mo von Pater­nos­ter ist schon seit Jah­ren nicht mehr ganz der Höhe. Die Inha­ber­fa­mi­lie ist zer­strit­ten, das Wein­gut inzwi­schen an Tom­ma­si aus Vero­na ver­kauft.  Die ver­blie­be­nen Klein­win­zer haben teil­wei­se sehr schö­ne Wei­ne erzeugt. Für die höchs­te Kate­go­rie reicht es indes nicht ganz.


Kalabrien: die 3-Gläser-Weine


Gra­vel­lo 2014 Librandi
Gri­sa­ra 2015 Ceraudo
Masi­no 2014 iGreco


Kom­men­tar: Kala­bri­en ist das Schluss­licht im ita­lie­ni­schen Geleit­zug. Nur drei Wei­ne waren dies­mal der 3 Glä­ser wür­dig. So wenig Spit­zen­wei­ne hat kei­ne ande­re Regi­on auf­zu­wei­sen. Die Grün­de dafür sol­len hier nicht dis­ku­tiert wer­den. Eine Bemer­kung erlau­be ich mir den­noch: Kala­bri­en besitzt tol­le Rot- und Weiß­wei­ne, die viel­leicht kei­ne Spit­zen­wei­ne sind, aber nicht sel­ten mehr Cha­rak­ter haben als vie­le tos­ka­ni­sche Wei­ne zum Bei­spiel. Und: Die drei prä­mier­ten Rot­wei­ne ver­die­nen die 3 Glä­ser voll und ganz (sind – mit Aus­nah­me von Libran­di – in Deutsch­land lei­der sehr schwer zu finden).

Sizi­li­en: die 3-Gläser-Weine


Alca­mo Bele­da ’15 Rallo
Cera­suo­lo di Vitto­ria Cl. Doril­li ’14 Planeta
Cera­suo­lo di Vitto­ria „Giam­bat­tis­ta Val­li Paris“ ’12 Feu­di del Pisciotto
Elo­ro Pachi­no Saro ’13 Rudinì
Etna Bian­co Alta Mora ’14 Cusumano
Etna Rosso Pre­phyll­o­xera La Vigna di Don Pep­pi­no ’14 Tenu­ta del­le Terre Nere
Etna Rosso San Loren­zo ’14 Girola­mo Russo
Etna Rosso Vigna Bar­ba­gal­li ’13 Pietradolce
Etna Rosso Zot­to­ri­no­to Ris. ’12 Cottanera
Faro ’14 Casematte
Faro Pala­ri ’12 Palari
Favi­nia La Mucia­ra ’14 Firriato
Lor­lan­do ’15 Assuli
Nero d’Avola Sos­ta Tre San­ti ’10 Nicosia
Pas­si­to di Pan­tel­le­ria Ben Ryé ’14 Donnafugata
Saia ’14 Feu­do Maccari
Shy­mer ’13 Baglio di Pianetto
Sici­lia Car­ri­can­te Buo­no­ra Tascan­te ’15 Tas­ca d’Almerita
Sici­lia Man­dra­ros­sa Car­tha­go ’14 Settesoli
SP 68 Rosso ’15 Ari­an­na Occhipinti
Tri­pu­di­um Rosso Duca di Cas­tel­mon­te ’13 Pellegrino


Kom­men­tar: Sizi­li­en und sei­ne Wei­ne zu bewer­ten, ist immer eine heik­le Ange­le­gen­heit. Der qua­li­ta­ti­ve Wett­be­werb unter den Erzeu­gern ist groß, und der Pro­porz zwi­schen West­si­zi­li­en (Pro­vin­zen Tra­pa­ni), Zentral-Sizilien (Pro­vinz Paler­mo) und Südost-Sizilien (Pro­vinz Ragusa) muss gewahrt blei­ben. Schließ­lich müs­sen die ton­an­ge­ben­den Kel­le­rei­en berück­sich­tigt wer­den. Zu groß ist deren inter­na­tio­na­le Repu­ta­ti­on inzwi­schen, als dass man sie ein­fach über­ge­hen könn­te. Das wäre aller­dings auch nicht ange­zeigt. Damit nicht immer die­sel­ben Wei­ne der Eta­blier­ten prä­miert wer­den (oder ein Wein­gut nicht mehr­mals 3 Glä­ser bekommt), weicht der Gam­be­ro Rosso gern auf neue oder auf Neben­wei­ne aus. Etwa auf den am Ätna gewach­se­nen wei­ßen Car­ri­can­te von Tas­ca d’Almerita, was dann dazu führt, dass Tas­cas bedeu­tends­ter Rot­wein, der Rosso del Con­te, mit nur 2 (roten) Glä­sern abge­speist wird. Ähn­lich Don­na­fu­ga­ta, des­sen (wie­der ein­mal genia­ler) Spitzen-Rotwein Mil­lee­un­a­not­te das­sel­be Schick­sal erlei­det, weil der Süß­wein Ben Rye die 3 Glä­ser für sich bean­sprucht (übri­gens zu Recht, wie ich fin­de). Der Leis­tungs­stand Sizi­li­ens lässt sich unter die­sen selbst auf­er­leg­ten Restrik­tio­nen des Gam­be­ro Rosso so natür­lich nicht ermitteln.
Begeis­te­rung haben bei den Juro­ren ein­mal mehr die Ätna-Weine aus­ge­löst – die roten. Nach mei­nen Ver­kos­tun­gen kann ich die Aus­zeich­nun­gen für Terre Nere, Girola­mo Rus­so, Cot­ta­ne­ra und vor allem Pie­tra­dol­ce nach­voll­zie­hen. Alle vier sind Wei­ne, die in die höchs­te Kate­go­rie gehö­ren (auch wenn mei­ne Begeis­te­rung für den Ätna nicht ganz die luf­ti­gen Höhen erreicht wie die der Juro­ren, sie­he mei­ne Bewer­tun­gen vom Juli die­ses Jah­res. Komisch nur, dass das bes­te Ätna-Weingut in dem Wein­füh­rer gar nicht gelis­tet ist: Pas­so­pi­scia­ro von Andrea Fran­chet­ti. Ist er etwa, was Qua­li­tät und Repu­ta­ti­on angeht, schon so weit ent­fernt von den ande­ren, dass die Bewer­tungs­ska­la nicht mehr aus­reicht, um ihn zu erfassen?
Die wich­tigs­ten Rot­wei­ne der Insel, die Nero d’Avola, sind dies­mal auf­fäl­lig unter­prä­sen­tiert. Die Juro­ren haben smar­te Blends aus Nero d’Avola und inter­na­tio­na­len Reb­sor­ten favo­ri­siert wie den Tri­pu­di­um von Pel­le­g­ri­ni, den SP 68 Rosso von Ari­an­na Occhip­in­ti,  den Shy­mer von Baglio di Pia­net­to, den Sos­ta di Tre San­ti von Nico­sia. Die gro­ßen Nero d’Avola-Klassiker muss­ten sich dies­mal mit zwei Glä­sern (roten) beschei­den. Pla­ne­ta und Baglio di Pisciot­to haben sich, statt mit ihren tol­len Nero d’Avola, dies­mal mit ihren jewei­li­gen Cerasuolo-Weinen in die Sie­ger­lis­te ein­ge­tra­gen (die wohl kei­ner zu den Spit­zen­wei­nen zäh­len wür­de), Tas­ca d’Almerita und Cusum­a­no mit ihren Ätna-Weißweinen, Fir­ria­to mit einem Weiß­wein von der Insel Favign­a­na. Als Nero d’Avola über­zeugt haben die Ver­kos­ter in die­sem Jahr nur der Saia von Feu­do Mac­ca­ri, ein Abonnements-Gewinner, der eher duftig-leichte Lor­lan­do von Assu­li aus Tra­pa­ni, der altmodisch-rustikale Elo­ro von Rudi­ni und der sen­sa­tio­nel­le Car­tha­go von Man­dra­ros­sa – letz­te­re drei Newcomer.

Sar­di­ni­en: die 3-Gläser-Weine


Alg­he­ro Tor­ba­to Terre Bian­che Cuvée 161 2015 Sel­la & Mosca
Bar­ri­le 2013 Contini
Can­no­nau di Sar­de­gna Cl. D53 2013 Dorgali
Can­no­nau di Sar­de­gna Cl. Dule 2013 Gabbas
Can­no­nau di Sar­de­gna Senes Ris. 2012  Argiolas
Capi­che­ra 2014 Capichera
Carigna­no del Sul­cis 6Mura 2011 Giba
Carigna­no del Sul­cis Buio Buio Ris. 2013 Mesa
Fal­co­n­a­ro 2011 Dolianova
Lati­nia 2010  Santadi
Ver­men­ti­no di Gal­lu­ra Sup. Scia­la 2015 Surrau
Ver­men­ti­no di Sar­de­gna Stel­la­to 2015 Pala


Kom­men­tar: Sehr spe­zi­ell die Aus­wahl der sar­di­schen Wei­ne durch die Gam­be­ro Rosso-Inspektoren. Nach mei­nem Ein­druck bie­ten alle 12 Wei­ne nur gepfleg­tes Mit­tel­maß. Wenn ich einen Wein her­aus­he­ben müss­te, dann die Can­no­nau Riser­va von Argio­las, die zum ers­ten Mal pro­du­ziert wur­de (der bekann­te­re Tur­ri­ga erhielt dies­mal nur 2 rote Glä­ser). Die ande­ren prä­mier­ten Rot­wei­ne prä­sen­tier­ten sich mehr oder min­der mar­me­la­dig, mal rus­ti­kal, mal glatt und inter­na­tio­nal wie die Cuvée Fal­co­n­a­ra von Doli­a­no­va. Ein­fach, aber cha­rak­ter­voll dage­gen die Vermentino-Weißweine und auch die wei­ße Torbato-Cuvée von Sel­la & Mos­ca, wenn­gleich 2015 kein Spit­zen­jahr­gang für Weiß­wei­ne war: Es war ein­fach zu warm. Die Wei­ne mögen „lecker“ sein, aber nicht ele­gant. Das renom­mier­te Wein­gut San­ta­di hat auch inter­es­san­te­re Wei­ne im Kel­ler als den Des­sert­wein Lati­nia. War­um gera­de die­ser Wein demons­trie­ren soll, „was man in die­ser Kate­go­rie aus getrock­ne­ten (Niello-) Trau­ben machen kann“, wie mir ein Gambero-Verkoster ver­riet, erschließt sich mir nicht ganz.  Eben­so wenig, wes­halb aus­ge­rech­net der wei­ße Ver­men­ti­no von Capi­che­ra aus­ge­zeich­net wur­de und nicht einer sei­ner famo­sen Rotweine.

 

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